Perchten in Salzburg
In der Nacht vor Dreikönig pochen in vielen Salzburger Dörfern finstere Gestalten an die Haustür: Die Perchten gehen um. In einigen Salzburger Gegenden hat sich der Perchtenlauf als Brauch vor Dreikönig bis heute gehalten - nicht nur als Touristenattraktion. Mit ihren aufwendig geschnitzten Masken und in schön gefertigten Kostümen ziehen die Gestalten des Lichts und der Finsternis durch die Orte. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Rituale: Von den Glöcknern im Salzkammergut bis zu den Schnabelperchten im Rauriser Tal. Schon am 4. Jänner hallt der Ruf "Die Glöckner sind da!" durch die Straßen von St. Gilgen am Wolfgangsee.
Weißgekleidete Männer mit mächtigen, von innen beleuchteten Kopfbedeckungen, ziehen durch den Ort. Mit einem langen Glöcklerstock und Glocken am Ledergürtel wollen die Gestalten das Licht in die finstere Winternacht hinaustragen. Der Rhythmus, den sie mit den Füßen stampfen, soll das Getreide unter der Schneedecke zum Keimen erwecken. Zwischen 10 und 70 Glöckler beteiligen sich an dem Zug, bei dem Stern, Sonne und Mond vorangehen.
Schön- und Schiachperchten gehen bei den Pongauer Perchtenläufen gemeinsam durch den Ort. Die verschiedenen Rituale, die die bösen Geister beschwören sollten, sind heute meist in Vergessenheit geraten. Ein festlicher Umzug rund um den Dreikönigstag gehört im Pongau aber in vielen Orten dazu. Der Kopfputz der Schönperchten verkörpert Sonne und Glück, Teufel mit vielen Hörnern, Unholde und Hexen stellen die Nacht und den Tod dar.
Eine Besonderheit hat sich bis heute im Rauriser Tal gehalten: Die Schnabelperchten gehen in der Nacht des 5. Jänner von Haus zu Haus - mit aus Holzstäben und Leintüchern gefertigten Schnäbeln, Frauenröcken, Strohschuhen und überdimensionalen Scheren. Die Sage berichtet, daß Frau Percht heulend durch das Tal zieht, Fleißige beschenkt und Faulen mit der Schere den Bauch aufschlitzt.

Claudia Lagler
Die Presse
4.Jänner 2000

 

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