D`Vögerln aus`n Wienerwald

Wann`s Frühling wird, die Sunn sich rührt,
Und in Wald und Flur all`s wachst und strebt,
Ganz neu belebt durch d`Muatter Natur!
Da fliegt dann aus, ins Grüne hinaus,
Der Weaner voll Freud`,
Wo Tannenduft erfüllt die Luft,
Da is d`schönste Zeit!
Wo d`Bam im Wald rauschen, 
man hört`s schon von fern,
und`s Bacherl tuat plauschen, 
dort san mir halt gern!
Plötzlich dann a G`sang erklingt,
Der am tief ins Herz `nein dringt;
So liab, so zart und fein, was muaß das sein?
Wirft an Blick man nur hinauf, 
waß ma`s dann glei` im Verlauf:
D`Vögerln san`s, jung und alt
, im Wienerwald!

A Mutterl arm, daß Gott erbarm`,
Vom Alter gebeugt,
Geht in der Fruah dem Wald scho` zua,
Wann d`Sunn sich nur zeigt.
Suacht Wurzeln dann und Kräuter z`samm`,
Recht heilsam und guat,
Denn kranke Leut` gibt`s jederzeit,
Wo s` helfen gern tuat.
Doch müad san die Glieder,
`s kann anders net sein
Drum setzt sie sich nieder
Und schlaft dann gar ein!
Nacht wird`s scho`, die Sunn is furt,
s` Muatterl sitzt no allweil durt:
Aus is jetzt ihre Not, `s Mutterl war tot!
Und das letzte Schlummerliad
Singen ihr dann so voll G`müat
D`Vögerln, ob jung, ob alt,
Im Wienerwald!

Im Wald beinand` sitzt Hand in Hand
A bluatjunges Paar;
Er sagt: Mei Schatz, nur du hast Platz
In mein`m Herz fürwahr!
Voll Liebeslust sinkt s` an sei` Brust,
Das G`sichterl bluatrot.
Er bitt`: Sei mein, will tru dir sein,
I schwör` dir`s bei Gott!
A Jahr is vergangen
Das Maderl sitzt s` Haus,
Mit ganz bleichen Wangen,
Denn d` Liebschaft was aus.
Lug und Falschheit war sein Schwur,
Ang`log`n hat s` der schlechte Bua;
Drum is s` a ganz verzagt, want nur und klagt.
Als Erinn`rung an ihr Glück
Is ihr ans nur blieb`n zurück,
Das Vogerl, das stammt halt
Vom Wienerwald!

Quelle: Karl Hodina, O Du lieber Augustin, Pichler 1998


03. March 2002

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