Größe Wiens

Im Himmel ob'n, da gibt's a G'stanz,
Der Strauß und Lanner geigen Tanz,
Der Scholz und Nestroy machen G'spaß,
Die Krones macht den Engerln haß.
Der blade Fürst kommt a dazua
Und dudelt ihnen all'n was vur,

Nur Einer blickt schweigend hinab auf die Erd',
Das is der Mühlfeld, den 's Volk so geehrt,
Nur Einer blickt schweigend hinab auf die Erd',
Das is der Mühlfeld, den 's Volk so geehrt.

Am Schlachtfeld nach dem Kampfgewühl,
Da steht ein Krieger einsam still,
Er hält die Wacht beim Sternenlicht,
Auf ihn herab blickt ein Gesicht.
Und wie verklärt blickt er gerürht
Lächelnd hinauf und salutiert,

Radetzky! ruft er, weint und lacht,
Vater Radetzky, guate Nacht!
Radetzky! ruft er, weint und lacht,
Vater Radetzky, guate Nacht!

Am Josefsplatz, den jeder kennt,
Da steht eine Kaiser-Monument,
Beim Anblick tönt's vom Herzen raus:
Ein "Hoch" dir und dem Kaiserhaus!
Wenn ihn wo nennt ein Wienerblut,
Zieht voll Begeist'rung man den Hut,

Legt d'Hand ans Herz, man seufzt schwer,
An Josef den Zweiten kriag'n mir nimmermehr!
Legt d'Hand ans Herz, man seufzt schwer,
An Josef den Zweiten kriag'n mir nimmermehr!

Es klopft ganz leis ans Himmelsthor,
Da kommt Herr Petrus schnell hervor
Und fragt den Mann, der draußen ist,
Sag, guter Freund, wer du wohl bist?
Da spricht der Mann zum PFörtner still,
Sagn S', daß ich h'nein zum Raimund will

Und zum Herrn Scholz bei ihnen drin,
Daß i der Josef Matras bin.
Und zum Herrn Scholz bei ihnen drin,
Daß i der Josef Matras bin.

Ferdinand Posch

Wien, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts
Mäßig

G'stanz: Hetz, Heiterkeit
G'spaß: Witze

Quelle: Karl Hodina, O Du lieber Augustin, Pichler 1998


06. May 2003

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