Urwiener Ausdrücke

Zwa junge Herrn, die gengen hin zu ein` Fiakerstand,
Suachen `s feinste Zeug`l aus, steigen eini miteinand`.
Zum Wettfahr`n sagt der Ane, was verlangt ihr dafür _
No zehn Flörl`n, Euer Gnaden, zahlt a jeder Kavalier.
Was? zehn Gulden, sagt der Eine, für so eine kurze Fahrt,
Nehm` ma uns ein Comfortabel, `s Zeug ist nicht so recht appart.
Richtig steigen s` aus, die Zwa, denn so viel woll`n sie nicht bezahl`n.
Voller Zorn schreit der Fiaker: "No ös Pülcher könnts ma g`falln:
Hörts, ös Fliagenpracker, ös wöllts an Fiaker eppa steig`n lassen,
fahrts g`schwind a, weg`n so Tatscherlbacher, g`fehlte G`schichtenmacher,
Stengan mir am Platz vielleicht g`wiß do. 
Kauft`s eng Tramwazkarten, wollts a wengerl warten,
leicht der Wass`rer eng vielleicht zwa Schuß.
Patschert`s Zwillingspaarl, bleibt auf a Zigar`l no an Jeden und habts an Genuß.
Is eng z`schlecht mei Zeug`l, reits am Mogenbeug`l,
Sowas war für eng der rechte Schan,
Weche Rüattelbesen, kummen d`Singhalesen, 
Kriagts vielleicht hernach a Engag`ment.
Theit`s ma`s nur nöt stirrn, sunst kann`s eng passier`n,
Daß eng renn` no` mit der Peitschen nach."
O du süße, weiche melodienreiche, harbe, laute Weanersprach`!
O du süße, weiche melodienreiche, harbe, laute Weanersprach`!

Eine Mutter mit ihr`n Töchterl, die san aus`n Lichtenthal,
Hab`n grad` die Wäsch`abg`liefert, gengan durch`n Stadtpark just amal.
Da sicht d`Alte hinter ihna an sehr feinen, noblen Herrn,
Der hat g`wiß a Aug` auf d`Resi und möcht`spernzeln mit ihr gern.
Er schreibt was auf a Papier`l, und das hat er ganz verstohl`n,
Daß d`Alte nöt soll sehn, in die Hand ihr drucken woll`n.
D`Muatta aber, dö bemerkt`s glei`, no da war`s a aus  und gscheg`n,
Wie dö den am Glanz hat herg`richt, no dos war schon nimmer schön:
"Hör`n S` Sö Spatzenschrecker", schreit s` glei` "gengan s`wega,
Sunst kriag`n S` was von mir, und dös thät weh (zeigt Schläge),
Gel`ns, dös wär a Fuata, aber i bin d`Muatta
Von den Mad`l, was? hab`n S` a Idee!
Konkurrenz Windrad`l, was? ös wollts mei` Mad`l,
Wia`s bei eng der Brauch is, d`Liab erklär`n,
Alter Hemadkrag`n, den zqa Stelz`n tragen,
Kannst von mir vielleicht a Grobheit hör`n.
Suach da wo a Gred`l, du Kalmuckenschäd`l,
Schau dir`s durch die Winterfenster an,
Lahn di` an a Bank`l, denn so a Besenstang`l,
Nimmt ka Lichtenthalerin zum Mann.
Taufter Rastelbinder, dich fangt eh der Schinder,
Weilst ka Marken hast und rennst hint` nach."
O du süße, weiche melodienreiche, harbe, laute Weanersprach`!
O du süße, weiche melodienreiche, harbe, laute Weanersprach`!

A blutjunge saubre Muatta hat ihr Kinderl auf`n Schoß,
Thuat abbusserln in ein` Athem, denn die Muatterliab` is groß.
Schupft`s herum, erzählt ihm G`schichten, is voll Lust und voller Freud`,
Denn ihr Büaberl is das schönste, ja das sag`n ihr alle Leut`.
Und kann das klane Bauxerl no nöt red`n und nur schrei`n.
Legt`s ihm doch die reschen Laut ins klane Göscherl schon hinein,
Mit so an g`sunden Wörtel geht die Liab a glei` ins Bluat,
D`Weanersprach und `s Muattaherzerl, dös vertrage sich gar so guat.
"Geh," sagt sie, "mei` Klaner, thua ma nur net wana,
Bist mei`Goldfisch und mei` ganzer Schatz.
Geh gib mir dein Handerl, zeig mir deine Zahnderl,
Was? du beißt mi` schon, du klaner Fratz.
Du mei herzig`s Büaberl, dicker Wamst,
Du bist ja mei` Stutzerl, seh, da hast a Zuzerl,
Da thua einibeißen, was d` nur kannst.
Was? du schmutzig`s Rüasserl, du strampfst mit die Füaßerl,
Gib der Mami g`schwind a ei-ei,
Und mach zua die Äugerln, deine blauen Veigerln,
Thua schön schlafen jetzt und mach hei-hei!
`s könnt der Vater kumma, thät mit`n Kartschi brumma,
Wann er no` nöt schnarcherln thät hernach.
O du süße, weiche, melodienreiche, harbe, laute Weanersprach`!
O du süße, weiche, melodienreiche, harbe, laute Weanersprach`!

Quelle: Karl Hodina, O Du lieber Augustin, Pichler 1998


03. March 2002

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