Kaiserlandler - Video MIDI Kaiserlandler Kaiserlandler

Ausgangsstellung:

Tänzerin rechts neben dem Tänzer, beide blicken in die Tanzrichtung. Die inneren Hände sind gefaßt und brusthoch erhoben.

Ausführung:

I. Takt 1 bis 16: Die Paare gehen links ausschreitend, in der Tanzrichtung im Kreise.

II. Takt 17 bis 24: Tänzerin und Tänzer fassen einander bei beiden Händen und wenden sich so zueinander, daß die Tänzerin rechts neben ihrem Partner steht, also rechte Schulter zu rechter Schulter. Die rechten Arme beider werden in Brusthöhe seitgestreckt, die linken stark im Ellbogen gebeugt, wobei die Ellbogen fast bis zur Waagrechten erhoben werden. In dieser Fassung gehen beide - links ausschreitend - mit acht Schritten vier Takte lang im Sinne des Uhrzeigers um die gemeinsame Achse. Mit dem achten Schritt macht der Tänzer eine halbe Drehung nach rechts, die Tänzerin nach links, linke Arme werden seitgestreckt, rechte gebeugt und beide gehen vier Takte lang in Gegenrichtung herum. Mit dem letzten Schritt gelangt der Tänzer wieder in den Innenkreis.

III. Takt 25 bis 32: Der Tänzer läßt die rechte Hand der Tänzerin los, hebt mit seiner Rechten ihre Linke über ihren Kopf und dreht die Partnerin nach links herum, er selbst umkreist die sich drehende Tänzerin mit acht Schritten e i n m a l im Sinne des Uhrzeiger, also in entgegengesetztem Sinne zu ihrer Drehungsrichtung. Sie vollführt während der Umkreisung durch den Tänzer zwei ganze Drehungen nach links. Während des letzten Schrittes wechseln beide rasch die Fassung, ihre Rechte ist nun mit seiner Linken erhoben. Drehung der Tänzerin und Umkreisen durch den Tänzer erfolgen in gegengleichem Sinne. Zum Schluß ist der Tänzer wieder im Innenkreis und beide wenden sich in Nebeneinanderstellung der Tanzrichtung zu.

IV. 16 Takte: Paarweise nebeneinander gehen wie bei I. Doch jetzt ohne Fassung. Während die Tänzerin neben ihren Tänzern ruhig weitergehen, klatschen diese zweimal in jedem takte. Nach dem achten Takte sollte "gedoppelt" geklatscht werden, das heißt, einige klatschen nicht, wie die Mehrheit im ersten und dritten Achtel, sondern im zweiten und vierten jedes Taktes.

Nach dem Umzug mit Klatschen wieder Figurenfolge II, III, IV, usw. Das unter I beschriebene "Aufführen" der Tänzerin wird also n u r als Einleitung getanzt.

Zur Ausführung:

Die Gehschritte während des ganzen Tanzes seien keine wuchtigen Marschtritte, sondern vielmehr leicht und kurz. Die Körperhaltung sei ruhig und aufrecht - der Tanz soll würdig und gemessen wirken. Dazu gehört auch, daß das Klatschen die Musik nicht aufdringlich übertönt. Dieser Tanz könnte gelegentlich zwangslos als Partnerwechseltanz ausgeführt werden, indem die Tänzerinnen während des Klatschens unauffällig zum nächsten Tänzer vorrücken.

Bemerkung:

Dieser, aus dem oberen Mühlviertel überlieferte, aber in ähnlicher Form auch im Böhmerwald beheimatet gewesene Tanz leitet sich ganz offensichtlich von den typischen gemeinschaftsbetonten, das Schreiten und Umkreisen der Tänzerin bevorzugenden Landlern des oberösterreichischen und niederösterreichischen Raumes nördlich der Alpen ab. Neigen diese Landler manchenorts schon zu einer rhythmischen Verschiebung des 3/4 Taktes, die manchmal geradezu einen 2/4 Takt vortäuscht, so ist es beim Kaiserlandler, wie etwa auch beim Landler des Salzkammergutes, zu einem reinen geraden Takt gekommen. Unklar ist die Herkunft des Namens. Vielleicht soll er die besondere Feinheit und Beliebtheit des Tanzes ausdrücken - denken wir etwa an die Worte "Kaisersemmel" oder "Kaiserwetter" - oder aber leitet er sich, wie Hermann Derschmidt zu bedenken gibt, von einem Musikanten namens "Kaiser" ab, der ihn seinerzeit erstmalig oder besonders gut aufgespielt haben mag.

Quelle: Aufgezeichnet von Hermann Derschmidt, 1928 in Arnreit. Raimund Zoder, Österr. Volkstänze, II. Nr. 3, Melodie aus L.Hoidn, Deutsche Volkstänze aus dem Böhmerwald, Nr. 8.

Der Kaiserlandler, ein vielenorts schon seit langem gut eingelebter und beliebter Tanz gehört nun offiziell zu jenen "Allgemein österreichischem Tanzgut", das jeder österreichische Volkstänzer beherrschen sollte.

Herbert Lager


Last modified on September 30th, 1997

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