Musik Graziana: Unterschied zwischen den Versionen

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Hauptartikel '''[[Graziana]]'''
== Kurzversion ==
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Die Musik zum Tanz [[Graziana]], aufgezeichnet bei den Donauschwaben in Ungarn, hat '''Hofballettmeister F. Wesner''' aus Leipzig vor 1900 komponiert.
Die Musik zum Tanz [[Graziana]], aufgezeichnet bei den Donauschwaben in Ungarn, hat '''Hofballettmeister F. Wesner''' aus Leipzig vor 1900 komponiert.
Laut Karl Horak wurde der Tanz Graziana bis etwa 1920 in Tanzschulen gelehrt.


== "Grazianas Wanderungen", Isabella Stift ==
== "Grazianas Wanderungen", Isabella Stift ==

Aktuelle Version vom 4. Dezember 2014, 10:39 Uhr

Hauptartikel Graziana

Kurzversion

Die Musik zum Tanz Graziana, aufgezeichnet bei den Donauschwaben in Ungarn, hat Hofballettmeister F. Wesner aus Leipzig vor 1900 komponiert.

Laut Karl Horak wurde der Tanz Graziana bis etwa 1920 in Tanzschulen gelehrt.

"Grazianas Wanderungen", Isabella Stift

Karl Horak hat diesen Tanz 1931 auf seiner Forschungsfahrt in die Schwäbische Türkei in Ág (Komitat Baranya) aufgezeichnet. Die Musik, die ihm der dortige Kapellmeister Johann Gold zur Verfügung gestellt und die er für die Veröffentlichung gewählt hat, habe ihm „am besten gefallen“, offenbar zusammen mit anderen Melodien. Ob er die ebenfalls notiert hat, ist ungewiss, eine Anfrage in Bruckmühl, wo das Horak-Archiv untergebracht ist, konnte nicht bearbeitet werden, da das Archiv noch nicht zur Gänze bearbeitet ist. Vielleicht taucht da noch etwas auf.

Nun findet sich im Buch des Tanzlehrers W.K. von Jolizza „Die Schule des Tanzes“, Wien, o.J. (um 1900) die Beschreibung eines Tanzes namens „Graziana“. Isabella Stift wollte diese anmutig-neckische (wie schon der Name sagt) Choreographie ausprobieren, es fehlte aber die Musik. Also versuchte sie es mit der Horak’schen Melodie – sie passte genau.

Wie Jolizza schreibt, hat diesen Tanz der Hofballettmeister F. Wesner aus Leipzig nicht nur erfunden, sondern auch die Musik dazu komponiert, was damals für Tanzlehrer durchaus üblich war. Laut Jolizza war Wesners „Graziana“ selbst in England und Frankreich ein beliebter Gesellschaftstanz. Auf der Suche nach der Musik wurde Isabella Stift in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart fündig. Sie brachte die selbe Hauptmelodie, die Karl Horak aufzeichnete, vermehrt um zwei Trios, wovon Karl Horak das zweite Trio als zweite Tanzmelodie notiert hat.

Wie kommt es aber, dass diese Musik in Ungarn auftaucht? Vielleicht hat Johann Gold von Reisen Notenmaterial mitgebracht, davon wird nicht berichtet. Eine mögliche Erklärung gibt Robert Rohr, dessen Werk „Unser klingendes Erbe“ eine Fundgrube ist und der Isabella Stift einen Brief von Georg Gold, der wohl der Sohn von Johann Gold ist und in Deutschland nach 1945 als Kapellmeister und Flügelhornist tätig war, zukommen ließ: Das Publikum wollte immer neue Musikstücke hören und ein Kapellmeister hatte alle Hände voll zu tun, den Wünschen des Publikums zu entsprechen. Zu Hilfe kamen dabei oft Militärkapellen, die unter dem selben Druck, möchte man sagen, standen und deshalb untereinander Notenmaterial austauschten. Nun war nicht allzu weit von Ág entfernt Fünfkirchen/Pecs Garnisonstadt, und man kann Notenlieferungen entweder über Wien oder über Militärkapellen des verbündeten deutschen Reiches annehmen. So ließe sich durchaus erklären, wie es die in Leipzig erfundene und in Berlin gedruckte „Graziana“ auf dem europäischen „Weitwanderweg“ nach Süden in die Schwäbische Türkei verschlagen hat, um in Ág von Karl Horak wieder entdeckt und mit anderen Tanzschritten in unsere Volkstanzpflege aufgenommen zu werden.

Interessant wäre noch, aus welchen Quellen oder nach welchen Anregungen F. Wiesner seine Musik komponiert hat. Er muss sich durchaus mit Volksmusik und Volkstanz beschäftigt haben, denn seine Choreographien zu den „Dirndeln aus dem Zillertal“ waren sicher, dem damaligen Geschmack entsprechend, für eine Art zeitgenössischen Musikantenstadl zusammengestellt. Das ist dann wieder ein anderes Kapitel.

Quelle

Entnommen aus "Grazianas Wanderungen", Isabella Stift, Der Fröhliche Kreis Nr. 52, Juli 2008.