Nachruf Fritz Frank

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Fritz Frank, genannt „Steirischer Volkstanzkaiser“, ist am 27.1.2009 im 89. Lebensjahr verstorben.

Der folgende Artikel, verfasst von Heimo Schönhofer zu seinem 75. Geburtstag, beschreibt seinen Lebenslauf aus der Sicht eines Steirers.

Einleitung

Am 8. Dezember 1995 feierte Fritz FRANK, unser „Steirischer Volkstanzkaiser“, seinen 75. Geburtstag. Sein Leben und Wirken ist untrennbar mit der überlieferten Volkskultur verbunden. Seine Person verkörperte jahrzehntelang die steirische Volkstanzbewegung.

Es ist schwer möglich, an dieser Stelle die Fülle seiner Leistungen darzustellen und entsprechend zu würdigen. Wir wissen alle um die Vielzahl seiner auf dem Gebiet der Volkskultur geleisteten Arbeit, und dieses gewaltige Lebenswerk soll Vermächtnis für seine Nachfolger sein, dies in seinem Sinne weiterzuführen.

Wir alle wünschen ihm noch eine lange Zeit glücklichen Lebens und frohen Zusammenseins im Kreise seiner Familie und seiner Volkstanzfreunde.

Fritz - sein Leben

Fritz FRANK wurde am 8. Dezember 1920 in Mautern in der Obersteiermark geboren. Er übersiedelte 1927 nach Graz und besuchte hier die Handelsakademie. Mit dem Volkstanz kam er im Jahre 1932 in Berührung, als er sich beim Verein Grazer Turnerschaft einer Jugendgruppe anschloss. Anfang 1937 wurde er Mitglied einer freien Tanzgemeinschaft, die sich mit Beginn des Krieges auflöste, weil die meisten der Tänzer, so auch Fritz FRANK, zum Kriegsdienst einberufen wurden.

Im Herbst 1945 trat er einer Tanzgruppe der Sektion Graz des Österreichischen Alpenvereins bei. Daraus entwickelte sich der von ihm geleitete und bis Anfang der neunziger Jahre bestehende Sing- und Tanzkreis des Alpenvereins Graz.

Anfang 1946 trat er in den Landesdienst, wo er bei der Buchhaltung unterkam.

1947 leitete er den ersten Volkstanzkurs im Rahmen der AV-Jugend und organisierte mit seiner Jugendgruppe das erste Volkstanzfest nach dem Krieg im Meerscheinschlößl. Auch die heute noch beliebten Sommervolkstanzfeste gehen auf seine Initiative zurück.

Mitarbeiter im Landesjugendreferat wurde er 1949.

Dem steirischen Volksbildungsreferenten, Prof. KAPFHAMMER, fiel schon früh die unermüdliche und eifrige Arbeit von Fritz FRANK bei der städtischen Volkstumspflege auf, die er insbesondere mit seiner Alpenvereinsjugend entwickelte. Er bekleidete hier das Amt des Jugendwartes von 1950 bis 1978 und war zugleich von 1955 bis 1970 Landesführer der steirischen Alpenvereinsjugend.

Prof. KAPFHAMMER übertrug ihm 1953 alle Belange der volkskulturellen Bildungsarbeit mit der Jugend im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft für Volkstumspflege.

Zwei Namen nennt Fritz FRANK immer wieder, die noch vor ihm, unmittelbar nach dem Krieg, volkskulturelle Aufbauarbeit geleistet haben und dann mit ihm die zahllosen Kurse, Lehrgänge, Vorträge und Beratungen durchgeführt haben, nämlich Amtsrat Anton NOVAK und Erwin ZASCHE. In ihrem Sinne machte er weiter und fand bei seinen Vorgesetzten für seine Aktivitäten immer ein offenes Gehör und vollstes Verständnis und, was besonders wichtig war, die Bereitstellung der dafür erforderlichen Geldmittel.

Volkstanz war für ihn niemals eine isolierte Sparte der Volkstumspflege, sondern wie die Pflege des Volksliedes, der Volksmusik und des Brauchtums ein Teil eines Ganzen der Volkskultur. Sein Wesen liegt in der Kraft, gemeinschaftsbildend und -bindend zu sein.

Im Steirischen Jugendreferat war Fritz FRANK bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1985 tätig. Sein Beruf war ihm Berufung, er fand in ihm seine Lebensaufgabe, verpflichtet nach dem Motto: Volkstumspflege ist nicht zu hängen an dem, was einstens war, sondern ein Leben aus dem, was immer ist.

Seit der Gründungsversammlung der „Bundesarbeitsgemeinschaft Österreichischer Volkstanz“ im Jahr 1960 war Fritz FRANK durch 25 Jahre Landesvertreter der Steiermark.

Als Nachfolger Herbert Lagers übernahm er 1984 den Vorsitz, den er 1992 an Franz WOLF weitergab. Für seine unzählbaren Verdienste wurde er 1994 zum Ehrenvorsitzenden der BAG und LAG.

1994 erlitt er einen Schlaganfall. Getreu seiner Lebenseinstellung begann er sofort, an sich zu arbeiten, um sein Lebenswerk fortsetzen zu können.

Fritz - die Tracht

Als Schüler von GERAMB war für Fritz FRANK die Tracht als Teil der Volkskultur neben Tanz, Lied, Musik und Brauch ein besonders starkes Herzensanliegen. Er wusste die Freude am Tragen der heimischen Tracht zu wecken und zu fördern und führte somit zu einer inneren Beziehung zur überlieferten Kleidung. Eine zeitgemäße, kleidsame „Trachtenpflege“, keinesfalls museal und verstaubt, war seit Beginn der Volkstanzbewegung vordringliche Aufgabe für die steirische Arbeitsgemeinschaft für Volkstumspflege. Wie beim Volkstanz gingen die ersten Impulse hiefür vom städtischen Bereich aus. Schon 1952 war Fritz FRANK beim 1. Kongress für Trachtenerneuerung in Österreich, Deutschland und der Schweiz an vorderster Front für eine behutsame Abkehr von einer damals noch vorherrschenden konservativen Einstellung zur Tracht tätig. Um vor allem die Jugend für das Tragen des steirischen Gewandes zu gewinnen, wurde seitens des Jugendreferates bereits in den 50er Jahren Dia-Kassetten für Trachtenvorträge hergestellt. Jahrzehntelang war unser Jubilar in der Steiermark mit seinen Dias für Trachtenvorträge unterwegs. Seine Vorträge in den steirischen Gemeinden bildeten den Geschmack, brachten gute und schlechte Beispiele und sollten aufzeigen, dass die Tracht durchaus lebendig und zeitnah sein kann. Durch die unermüdliche Vortragstätigkeit wirkte er einer Uniformierung der Tanzgruppen, der Sing- und Tanzkreise entgegen. Die regionale Vielfalt der Steiermark sollte auch im Erscheinungsbild einer Gruppe hervortreten.

Einwandfreie Tracht zu tragen, war für ihn eine Selbstverständlichkeit. Selten sah man ihn „in Zivil“, ja er hatte das Tragen seines Steirergewandes so verinnerlicht, dass Fritz FRANK und Steirertracht eine untrennbare Einheit geworden sind. Besonders die Ausseertracht war sein Gewand, und er trug sie mit Stolz und einer Selbstverständlichkeit in heimatbewusster Lebensart.

Bei den großen Trachtenschauen, die vom steirischen Heimatwerk initiiert wurden und die großen Zulauf hatten, war er für die Männertrachten ein temperamentvoller, sachkundiger Kommentator.

Fritz - sein Singkreis

Junge Menschen, bestimmten Werten verpflichtet, lud er immer wieder ein, bei seinem Kreis mitzutun. Nicht wenige gibt es noch, die ihm von Anfang an die Treue gehalten haben. Ihnen lebte er seine Ideale - Heimatverbundenheit, Verpflichtung gegenüber dem bewährten Alten, aber doch immer auch Offensein für das gute Neue - vorbildhaft vor. Die Begegnung von Mensch zu Mensch, das Eintreten für das Gemeinsame und die Pflege einer geselligen Gemeinschaft ging ihm über alles. Vielen gab er eine geistige Heimat in seinem Sing- und Tanzkreis. Er wusste zu begeistern, und dieses Engagement für die heimatliche Volkskultur verpflichtete viele, in seinem Sinn zu leben und zu wirken.

Auf vielen Fahrten in ganz Europa und auch in nichteuropäischen Staaten hat die Gruppe ihr Heimatland Steiermark und die größere Heimat Österreich in allen Erscheinungen der Volkskultur, in Lied, Musik, Tanz und Tracht hervorragend vertreten. Mit dieser Arbeit ist es gelungen, dauerhafte Verbindungen und persönliche Beziehungen zu schaffen.

Am liebsten fuhr er mit seinem Kreis nach Skandinavien, weil die Art der dort lebenden Menschen ähnlich der Lebensart der alpinen Menschen ist und weil besonders die dortigen Volkstänze bewegungsverwandt mit unseren alpenländischen Formen sind.

Der Höhepunkt dieser Nordlandfahrten war zweifelsohne die Einladung zum großen schwedischen Hambo-Tanzfest in Järvsö, wo alljährlich an die 10.000 Tänzer aus allen schwedischen Provinzen um den Siegerpreis tanzen. An vier verschiedenen Orten wird von der Früh bis zum Abend getanzt. Hier durfte der Grazer Kreis das Vorprogramm bestreiten. Ein unvergessliches Erlebnis. Ebenso unvergesslich die Teilnahme an einer Papstmesse vor 10 Jahren in der Provinz Belluno in Italien, wo beim Einzug der Heilige Vater Fritz FRANK die Hand drückte und die Grüße der Vertreter der Steiermark entgegennahm.

Aber nicht nur im Ausland war Fritz mit seinem Kreis ein willkommener Gast, sondern zu Hause wurde er zu verschiedensten Kongressen und Tagungen eingeladen, überlieferte Volkskultur unverfälscht und weit entfernt von einem billigen Heimatkitsch und Folklorismus den ausländischen Gästen zu präsentieren.

Er trat mit seinem Kreis bei großen und kleineren Volkstanzfesten auf, bei den großen Bundesvolkstanztreffen war er ein würdiger Vertreter der Steiermark.

Eine Auszeichnung der ständigen Bemühungen, auch schwierige Chorliteraten gültig zu präsentieren, war die Teilnahme bei den jährlich stattfindenden Chortagen im Stefaniensaal in Graz innerhalb der Arbeitsgemeinschaft steirischer Singkreise.

Die höchst perfeke Berherrschung des alpenländischen Liedgutes brachte als Belohnung die Einladung zur Durchführung des traditionellen Hirten- und Liedersingens in der Antoniuskirche in Graz, das von Viktor ZACK und Viktor GERAMB mitten im Kriegswinter 1916 begründet worden war. 10 Jahre lang durfte der Chor die alten und stimmungsvollen Weisen singen. Viel davon wurde auch vom Rundfunk aufgezeichnet und wird heute noch in der Weihnachtszeit bisweilen gesendet. Auch zu anderen Rundfunkaufnahmen wurde der Kreis immer wieder eingeladen.

Noch bis in die jüngste Zeit veranstaltete sein Kreis in diversen Pfarrkirchen von Graz sehr gut besuchte Adventsingen.

Fritz - unermüdlich - vielseitig

  • Herausgeber von Tanz- und Spielesammlungen
  • Unvergessliche Kinderfaschingsfeste mit „Clown“ Fritz FRANK
  • Internationaler Jugendaustausch
  • Berlinaktion: Viele tausende Berliner Kinder verbringen einen Teil ihrer Ferien bei Gasteltern in der Steiermark
  • Lehrauftrag an der Universität Graz im Rahmen des Turnstudiums
  • Vertreter der Arbeitsgemeinschaft beim Steirischen Fremdenverkehrsverband, Beratung bei der Durchführung von Heimatabenden
  • Dokumentationsfilme über Steirische Volkstänze aus dem Ausseerland
  • Erstellung von Lehrbehelfen für die Tanzausbildung
  • Langjährige Lehrgänge bei pädagogischen Wochen und Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer
  • Erstmals in Österreich: Durchführung von Offenen Volkstanzabenden in allen Bezirken der Steiermark, zu Beginn meist von ihm selbst geleitet
  • Initiative zur Schaffung eines Volkstanzabzeichens als Zugehörigkeitssymbol
  • „Tanz mit“: ein Plakat für Ankündigungen von Volkstanzveranstaltungen
  • Ausrichtung von Landes- und Bundesjugendsingen
  • Höhepunkt beim Bauernbundball in Graz: das mitternächtliche Offene Volkstanzen mit Fritz FRANK

Zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen

1967 Verdienstkreuz am Band des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für die Berlinaktion

1970 Goldenes Verdienstzeichen der Republik Österreich

1979 Ernennung zum Regierungsrat

1979 Raimund Zoder-Medaille

1986 Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark

1987 Ehrenzeichen der Landeshauptstadt Graz

Quelle

Heimo SCHÖNHOFER, REG.RAT FRITZ FRANK ZUM 75. GEBURTSTAG, "Der Fröhliche Kreis" Heft Nr. 4/1995