Zukunftsdiskussion

Dieser Artikel entstand im Oktober 2000 unter dem Titel Gedanken zur Zukunft der Bundesarbeitsgemeinschaft "Österreichischer Volkstanz", für ein Diskussionswochenende zu diesem Thema in Gössl am Grundlsee, zu dem die Bundesarbeitsgemeinschaft aufrief und interessierte bzw. engagierte Personen einlud.
Der Artikel stellt die persönliche Meinung und Gedankensammlung von Mario Herger dar und erhebt keinen Anspruch auf inhaltliche Vollständigkeit. Es diente als Grundlage und Diskussionsbeitrag für die weitere Auseinandersetzung mit diesem Thema.

Das Originaldokument als MS Word-file kann hier herruntergeladen werden.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung
Internationale (Volks-) Tänze

Volkstänze
Rhythmus
Kopf und Bauch
Mitreißende Musik
Aufnahmen
Blattspielen
Personen
Spaß und Freude
Stolz

Homepage

Allgemeines
The Sound of Music
Technische Details zu Volkstanz.at

Vorschläge

Allgemeines
Volkstanz.at - Homepage

Literatur

Einleitung

"Auch schon die neue Show von Michael Flatley gesehen ? 'Riverdance' und 'Feets of Flame' sind ja auch wirklich mitreißend. Wie da dutzende Tänzer perfekt synchronisiert mit ihren Füßen wahre Kunststücke in atemberaubenden Tempo vollbringen und den Rhythmus explodieren lassen, das durchdringt den Körper und läßt einen nicht mehr ruhig sitzen. Und die Musik dazu: irische Folk-Musik hat schon was für sich. Man kann sich das Grün Irlands, die Pubs und die Menschen darin lebhaft vorstellen. Die Show habe ich selbst schon mehrfach gesehen, jetzt möchte ich das unbedingt selbst lernen. Meine Freundin geht auch mit, darauf freue ich mich schon."

"Seit ich Tango Argentino tanze, weiß ich, was Lebensgefühl und Erotik bedeuten. Dieses offenbar so gegensätzliche und doch harmonische Miteinander beim Tango lassen mich nicht mehr los. Das variierende Tempo der Tangomusik, der Rhythmus des Tangos und seines Vorläufer, der Milonga, das gibt schon was her. Da kann ich darin versinken."

"Letztes Jahr im Spanienurlaub sahen wir in einem kleinen Dorf Flamenco-Tänzer. Das war eine Kraft, die da beim Klatschen und Steppen herausbrach. Das wurde dort mit einem Stolz von den Spaniern vorgebracht, und die im umstehenden Spanier haben ebenfalls gleich alle mitgemacht. Rhythmisch haben die uns schon was voraus, das muß man schon sagen. Nächstes Jahr fahren wir übrigens wieder hin."

"Hubert von Goisern ? Na klar kenn ich den. Von dem ist doch das 'Hiatamadl' ? Mit der geilen Sängerin ? Ist echt klasse."

"Geht Ihr dieses Jahr auch wieder auf den Bonbonball ? Wir möchten auch noch auf dem WU-Ball in der Hofburg eröffnen, am Boku-Ball sind wir eh, der Toni studiert ja dort, also haben wir ausgemacht, mal alle in Tracht hinzugehen, weil das dort möglich ist."

"Volkstanz ? Gehn's, lassen's mich in Ruh mit'n Moik, Hias und Zillertaler Hochzeitsmarsch. Ich will mich doch nicht zum Gespött der Leute machen. Mir reicht des Feuerwehrfest zweimal im Jahr, da brauche ich die Dodeln nicht noch unter'm Jahr auch."

Wenn Sie diese drei Fragen mit "Ja" beantwortet haben, dann sind Sie hier richtig, denn dieser Essay soll ein Versuch sein, auf diese scheinbaren Widersprüche genauer einzugehen.

Internationale (Volks-) Tänze

Aus diesen in der Einleitung mehr oder weniger frei zitierten Diskussionsfetzen lassen sich einige Gemeinsamkeiten herauslesen:

  1. Alle behandelten Tanz- und Musikrichtungen liegen im Bereich des Volkstanzes und der Volksmusik
  2. Rhythmus ist wichtig
  3. Kopf und Bauch müssen angesprochen werden
  4. Tänze und die Musik müssen mitreißend sein
  5. Es werden bestimmte Personen damit assoziiert
  6. Es soll Spaß/Freude machen
  7. Man soll sich nicht lächerlich vorkommen müssen, man soll darauf stolz sein dürfen

Volkstänze

"Riverdance", Tango Argentino, Milonga, Flamenco, Mambo, Rumba,... sind alles Tänze bzw. Tanzformen, die auf volkstänzerischen Elementen basieren bzw. selbst Volkstänze darstellen.

Volkstänze sind dabei für mich Tänze, die wörtlich vom "Volk", von den Leuten getanzt werden, ihre Entstehung dieser Region zu verdanken haben und eine andauernde Ausübung aufweisen und eine gewisse Verbreitung unter der Bevölkerung vorweisen können. Das Attribut "andauernd" bedeutet aber keine genaue Jahreszahl. Meines Erachtens können unter Umständen bereits wenige Jahrzehnte reichen, damit ein Tanz als "Volkstanz" Eingang finden darf. Die Tänze selbst sollen aber nicht zum vorrangigen Zwecke der Vorführung entstanden sein.

Tänze die "gepflegt" und nicht getanzt werden, sind eigentlich klinisch tot und künstlicher als andere Tanzformen. Diesen Tänzen erlaubt man eben durch die Pflege nicht mehr, sich weiter zu entwickeln. Tatsache ist, daß es seit Jahrzehnten keine "neuen", als echt bezeichnete Volkstänze mehr gibt. Dies mag mit der schnellebigeren Zeit, die andauernde Ausübung nicht gestattet, als auch mit zu großem "Purismus" bei der "Volkstanzpflege" zu tun haben, die neue Strömungen nicht oder in nicht genügendem Maße berücksichtigt.

Einigen der in den Zitaten genannten Tänzen ist gemein, daß sie früher in ihren Herkunftsländern verbreitet waren, oft aber aus mannigfachen Gründen an Popularität verloren und erst durch Re-Import aus anderen Ländern wieder in eigentlichen Herkunftsregion beliebt wurden. Der Tango kam erst durch die Salons in Berlin und Paris wieder nach Argentinien und Montevideo zurück. Irish dancing und seine Formen wurde vor allem durch die vielen irischen Auswanderer in den USA auch in Irland selbst wieder populär.

Popularität, Erfolg und Anerkennung im eigenen Land erfolgen, gerade auch in Österreich, wie wir aus vielen Beispielen wissen, oftmals erst durch Anerkennung durch das Ausland. Genauso erscheint es mir bei den Volkstänzen zu sein. Wenn man erlebt, wie bekannt und beliebt manche österreichische Volkstänze in USA, Kanada, Neuseeland , und vor allem Brasilien sind und was damit assoziiert wird, kann man auch hier dieses Thema vorwärtsbringen.

Nach vierjähriger Erfahrung mit dem Thema Volkstanz im relativ jungen Medium "Internet", und zweijährigem Aufenthalt in Deutschland hat sich für mich dieser Blickwinkel geschärft und überraschend für mich, meiner eigenen Kultur näher gebracht, als das Leben in dieser Kultur selbst. Ähnliche Erfahrungen wurden mir von vielen Bekannten, die zu Studienzwecken im Ausland waren, geschildert. Man darf aber natürlich nicht den Fehler machen, die eigene Kultur als überlegen zu betrachten, sie ist nur anders, aber nicht "besser".

Rhythmus

In einer Zeit, in der durch viele künstliche Geräusche (z.B. Maschinen, Verkehr) das Gehör- und Lärm- und Musikempfinden stark gewandelt ist, sind nicht zuletzt durch Einflüsse aus anderen Kulturen Rhythmen in der Musik dominant geworden. Es werden mit dem Wort "Rhythmus" aber vorrangig Tango, Rumba, Samba oder Flamenco verknüpft. Umso überraschender für mich war aber dann vor einigen Jahren im Rahmen des Musikantenzyklus des Winer Konzerthauses, als die Singerd Tanzmusi am selben Abend mit einer spanischen Flamenco-Gruppe auftrat. Da wurde mir erst richtig bewußt, wieviel Rhythmus in österreichischen Volkstänzen selbst zugrunde liegt. Der Ausseer Steirischer und der Waldhansl, die dabei vorgeführt wurden, unterschieden sich in der Intensität, Kraft und Stolz nicht von den ebenso vorgetragenen Flamencos der Spanier. Analog seien dazu der Schwabentanz, der Tanz der Tresterer oder die (leider allzu bekannten) Schuhplattler erwähnt. Die diesen Tänzen innewohnenden Rhythmen habe ganz sicher das Potential, es mit den interessanten Rhythmen der anderen Länder "aufzunehmen".

Obwohl, oberflächlich gesehen, Flamenco und Ausseer Steirischer nichts miteinander zu tun haben, ist die Seelenverwandtschaft doch frappierend. Die Erzählung des "gestandenen" Volkstänzers und Baßgeigers Peter Mietsch zeigt das deutlich. Er schilderte darin die Eindrücke von einer Reise mit seiner Tanzgruppe nach Spanien, wo sie eines u.a. auch einer Flamenco-Vorführung beiwohnten. Als einer der Flamenco-Tänzer das Publikum aufforderte, mitzuklatschen, und die österreichische Gruppe paschte, wie es sich für österreichische Volkstänze gehörte, wurde der Flamenco-Tänzer sofort auf die "pasch-gewohnte" Gruppe aufmerksam, die sich abhob vom "weichen" Klatschen der anderen Zuhörer. Nur bei den Volkstänzern konnte der Spanier dann die spanische Art des "Paschens" demonstrieren und lehren, nämlich des Paschens mit der flachen Hand. Soviel zur Verwandschaft.

Kopf und Bauch

Eng mit Rhythmus verknüpft ist auch das Gefühl, das beim Tanzen vorherrscht oder man einem Tanze zuschreibt. Mit Tango ist automatisch Erotik gemeint, bei irischem Tanzen sofort grüne Insel und explosive Fußtechnik, bei österreichischem Volkstanzen dumme Alpendödeln, die schuhplattelnd oder mit Hiaslhut herumhüpfen.

Warum assoziiert man damit nicht Liebe, Freude und dergl. ? Warum wird nicht mal versucht, die österreichischen Volkstänze in verschiedene Kategorien unabhängig von Mazurka, Landler, Steirer, Paartänzen und ähnlichem einzuteilen ?

Erotische Tänze

Woaf, Honakisch, Polsterltanz, Mascherltanz,..

Lustige Tänze

Kikeriki, Rudenboarischer, Pernegger Quadrille,...

Stolze Tänze

Ausseer Steirischer, Feistritzer Landler,...

Sportliche Tänze

Untersteirer Landler, Radbohren,...

Auch wenn so manch einer aufschreit, daß diese Tänze doch einem gewissen Jahreszeitenzyklus zuzuordnen sind und nicht nach diesen Kriterien aufgeteilt werden dürfen, ist es doch gerade diese Einteilung, die uns bei anderen Tänzen sofort einfällt.

Machen wir doch mal eine Reihe "Erotische österreichische Volkstänze" - Na wenn da der ORF nicht aufspringt! Nicht umsonst war der Erfolg der CD "Zotige Lieder" (oder so ähnlich) so interessant. Damit wäre das verstaubte und fade Image des Volkstanzes mit einem Schlage weg und Volkstanz im Fokus des Interesse. Wer das abwegig findet, lese bitte noch das Kapitel Spaß und Freude durch.

Mitreißende Musik

Aufnahmen

Wenn man sich mal eine Aufnahme oder Vorstellung von Gruppen der sogenannten "neuen Volksmusik" oder "Volxmusik" anhört, dann klingt das für einen Volkstänzer oder Volksmusikanten etwas verstörend. Das klingt so anders. Hört man aber genauer hin, dann merkt man, daß hier nicht in einer Leier etwas herunter gespielt wird. Dort wird experimentiert und mit Hingabe musiziert.

Fast alle mir bekannten Aufnahmen von Volkstänzen klingen irgendwie steril. Man merkt, daß die für's Studio, nicht aber für einen Tänzer aufgenommen wurden. Da fehlt der Pfeffer, den ich vom Tanzboden gewohnt bin, das Eingehen auf den Tänzer, auch mit den liebenswürdigen Spielfehlern, die Tanzbodenmusik auszeichnet und erst sympathisch macht. Deshalb liebe ich die CD zu den 1234 Gstanzln von Hans-Peter Falkner [2] auch so, da dort Aufnahmen von Gstanzln und Volkstänzen drauf sind, wo sich Musikanten mal herzhaft irren und wo offensichtlich nicht vorrangig für die CD gesungen wurde.

Mit der faden Musik aus der Konserve, zu der man als Nicht-Volkstänzer vielleicht mal den ersten Kontakt hat, klingt das abschreckend und nicht motivierend, mal vielleicht Volkstanzen zu gehen, das muß ja dort fad sein. Davon sind leider auch jüngste Neuerscheinungen keine Ausnahme. Meines Erachtens müßten solche Aufnahmen mit Tänzern gemeinsam gemacht werden. Nur solchen Aufzeichnungen merkt man an, daß da jemand für Tänzer spielt.

Blattspielen

Da die meisten von uns keine Philharmoniker sind, klingt es einfach nicht gut, wenn eine Tanzmusik permanent vom Blatt abspielt, sozusagen die Noten erst entziffert und das Tänzerische und Musikantische dabei vergißt, weil man glücklich ist, die Noten fehlerfrei abgespielt zu haben.

Ein Tanzmusikant muß mit seiner Aufmerksamkeit immer beim Tänzer sein, nur so gelingt es, die Tänzer zu leiten, zu unterstützen und vielleicht auch mal zu necken.

Personen

Warum fallen einem zu Personen im Volkstanz zuerst Karl Moik oder Hias ein, und erst im zweiten Nachdenken und nur wenn alles gut geht, Sepp Forcher und Hubert von Goisern ? Alle haben nicht wirklich oder eher wenig mit Volkstanz zu tun, die kennt man. Und da die Mehrheit eben die beiden Erstgenannten im Kopf hat, ist auch das Bild in der Öffentlichkeit vom Volkstanz. Der österreichische Volkstanz hat nicht jemand wie Carlos Gardel für den Tango, Perez Prado für den Mambo, Michael Flatley für Irisches Tanzen. Zu österreichischem Volkstanz werden im bösesten Fall die Adolf Hitler und Nazis genannt und im verwirrtesten Fall das Wetterpanorama.

Die genannten Personen für Tango, Mambo und Irish Dance haben den Volkstanz und dessen Musik kommerzialisiert (pfui, ein böses Wort) und beigetragen, diese Musik am ganzen Globus bekannt und populär zu machen. Bei uns kann man negative Bemerkungen zu Hubert von Goisern und den Vertretern der neuen Volxmusik hören, die diese Musik aber viel weniger mißbraucht haben, als vielleicht die ausländischen Interpreten oder manch "echter" Volkstänzer.

Ich würde gerne mal zu Musik dieser Volxmusikanten tanzen, denn das können die auch, und wie die das können. Der Kontakt zu diesen neuen Richtungen sollte gefördert und ermuntert werden. Wie wär's denn am Kathreintanz, mal die Knödeln, die Alpinkatzen, Broadlahn oder Hubert von Goisern einzuladen, auch wenn sie nur einen Block spielen? Das würde die Aufmerksamkeit mächtig erhöhen. Probieren wir doch, was da rauskommt. Das ist sicher sehr interessant.

Spaß und Freude

Das wichtigste am Tanze, sollte man meinen. Und dann gibt es Tanzfeste, auf denen es passiert, daß einer der Veranstalter unterbricht, um zu demonstrieren, wie man den Tanz "richtig" tanzt. Und genau das ist das merkwürdige Bild, das einem die ganze Freude verdirbt. Auch wenn man bei Zoder, Wolfram oder anderen Tanzforschern und -forscherinnen liest, daß mit Würde, etc. der Tanz zu tanzen wäre, kann man die Stimmung nicht durch solche Vorgaben regeln. Bei manchen Tanze mag das gerechtfertigt sein, aber so ernst kann es auch bei den "Altvorderen" nicht zugegangen sein. Die Stimmung stellt sich nämlich von selbst ein und nicht auf Kommando.

Gesunder und lebendiger Volkstanz verträgt nicht nur Übertreibung bei ausgelassener Stimmung, nein genauso entstehen vielleicht auch neue Formen und Melodien, weil jemand was ausprobiert, und wenn es im Übermute ist. Daß die aus Fernsehen bekannte schwedische Melodie der Pipi Langstrumpf wunderbar zum Paschatern Zweischritt paßt, konnten Volkstänzer in Wien vor wenigen Jahren erleben, als die Tanzlmusi Kaiserspitz u.a. diese Melodie dazu spielte.

Wer von uns hat nicht schon einmal einen bösen Blick bekommen, als eine Figur nicht sauber genug, das Paschen nicht im richtigen Takt war oder der Übermut gar zu groß ? Es gibt zwar gewisse Regeln, die einzuhalten sind, doch Überregulierungen zu falschen Anlässen verleiden sehr schnell den Volkstanz. Das heißt aber nicht, daß ich an dieser Stelle für Zügellosigkeit auftrete, aber ein "gesundes" Schleifenlassen von Zügeln hat noch niemanden geschadet.

Der missionarische Eifer so manches altgedienten Volkstänzers ist der Zukunft des Volkstanzes abträglicher als mal ein paar "übermütige Kasperln". Wenn erstere noch mit dem Wahn behaftet sind, im Besitz der alleinigen Wahrheit über das Volkstanzen zu sein, dann dauert es nicht lange, bis jemand, der aus Freude am Tanzen volkstanzt, den Volkstanz Volkstanz sein läßt.

Stolz

Wer von uns ist nicht stolz darauf, im Ausland zeigen zu dürfen, wie man den Wiener Walzer wirklich tanzt ? Wer war als Jugendlicher bzw. junger Erwachsener nicht stolz und aufgeregt, bei einem Ball zu eröffnen und den Walzer auch mal Links fehlerfrei vorzuzeigen ?

Irgendwie ist das mit Volkstänzen nicht so. Man wird immer an die Volksschule erinnert, wo man Volkstänze gelernt hat - Ennstaler Polka, Bauernmadl, und dergl. - also etwas für Kinder. Wird man heute daran erinnert, dann ist sofort das "Kindertanzen" in Erinnerung, also ein nicht als "erwachsen" anzunehmendes Tanzen (wer sich das so nicht vorstellen kann, denke mal an den Vogerltanz). Daß gerade aber österreichische Volkstänze Tänze zwischen Dirndl und Bursch sind, also bereits immanentes Knistern zwischen den Geschlechtern gefördert wird, wird mit der "Kindertanz"-Assoziation zerstört (Darauf wies ja schon Wolfram [1]in den 50er Jahren hin).

Homepage

Allgemeines

Seit Jänner 1997 betreibe ich eine Homepage zum Thema "Volkstanz" (ursprünglich "Österreichischer Volkstanz"), seit Anfang dieses Jahres unter der Internet-Domäne https://www.volkstanz.at/, auf der hauptsächlich Tanzbeschreibungen, Musikstücke (MIDIs), Bilder und seit neuestem Videos von Volkstänzen frei zur allgemeinen Verfügbarkeit publiziert sind. Die Homepage unterliegt permanentem Wachstum und Änderung, da neue Technologien verfügbar werden und die Struktur an inhaltliche Änderungen und Schwerpunkte angepaßt werden muß.

Derzeit (September 2000) erfolgen ca. 800-1000 Zugriffe pro Monat auf die Homepage, wobei 50% der Anfragen und Zugriffe aus dem nicht-deutschsprachigen Raum kommen. Die "nicht-deutschen" Anfragen kommen vor allem aus USA, Kanada, Brasilien und Neuseeland. Vor allem Brasilien ist interessant, da dort eine 1,5 Millionen große deutsch-und österreichischstämmige Gemeinde ist, die offensichtlich dem österreichisch-deutschen Volkstanz huldigen.

Viele Anfragen richten sich naturgemäß nach bestimmten Tanzbeschreibungen, wo man Trachten kaufen kann, wo manches Musikstück zu bekommen ist, aber verstärkt seit ca. 1,5 Jahren kommen Fragen, ob man Kontakte zu österreichischen Tanzgruppen und Volkstanzlehrern herstellen könnte (vor allem aus Brasilien).

Ebenso war auf dem deutschen Bundesvolkstanztreffen dieses Jahr in Braunschweig eine Tanzgruppe aus USA vertreten, die einen amerikanischen Volkstanz vorführten. Das Besondere war, daß sie diesen Tanz erst selbst erlernen mußten, da sie eigentlich sonst nur deutsch-österreichische Volkstänze tanzen. Diese mit 50 Tänzern vertretene Gruppe war zahlenmäßig die stärkste überhaupt, dabei soll es laut Aussage der Gruppenleiterin in ganz USA etliche tausend Tänzer geben, die diesem Volkstanzverband angehören. Und das war nur ein Verband unter mehreren (der bekannteste ist sicherlich der Gauverband Nordamerika), die österreichisch-deutsche Tänze tanzen. Auch wenn diese dort getanzten Tänze teils merkwürdige Namen tragen (Bierfassl-Polka) oder schlichtweg, weil man den Namen vergessen hat, einen deutschklingenden Namen bekommen (Sauerkrauttanz), so sind doch die meisten davon bei uns sehr wohl bekannt.

Diese Gruppen wenden sich jetzt oft vertrauensvoll an die Homepage (und damit an mich) um mehr Informationen und Kontakte zu bekommen. Irgendwie sind wir uns das gar nicht bewußt, wie stark österreichische Tänze im Ausland vertreten sind und wie intensiv unsere Kultur vertreten ist.

Die weitaus häufigsten Fragekombinationen sind zu Tanzbeschreibungen, oder noch besser Videos von Landlern und Schuhplattlern. Letztere sind natürlich oft wegen des Showeffektes sehr beliebt, aber oft fallen Ausländern und Nicht-Volkstänzer vor allem diese zwei Tanzgattungen zu Volkstanz aus Österreich und Deutschland (oder Tirol und Salzburg, die beiden Bundeländer kennt man auch noch). Seit der Veröffentlichung von Videos auf der Homepage (ca. Februar 2000) habe ich nur mehr eine Anfrage zum Video für den Zillertaler Landler bekommen, vorher wöchentlich ein- bis zweimal (offenbar habe ich mit den Videos den Nerv der Volkstanzgemeinde getroffen). Letzteren Tanz habe ich bisher noch nicht auf Video. Angenehmer Nebeneffekt ist auch, daß der Übersetzungsaufwand von Deutsch nach Englisch damit minimiert wurde.

Ebenso hat sich seit Veröffentlichung der Videos nicht nur die Zugriffszahl verdoppelt, sondern auch der Dauer eines solchen Besuches. Viele Besucher sehen sich sehr viele Seiten ausgiebig an und kommen immer wieder darauf zurück (wie ich aus Zuschriften und Gästebucheinträgen herauslesen kann). So eine Seite ermöglicht also auf einfache Weise die intensive und treue Bindung eines Interessentenkreises zu diesem Thema. Auch ist der Interessentenkreis erstaunlich jung, da dieser in den Anfangszeiten des Internets eher Zugang dazu hatte. Seit diesem Jahr stoßen auch verstärkt andere Altersgruppen dazu.

Dieselbe Erfahrung machen, wie ich aus Gesprächen mit den Betreibern der Homepages http://www.volkstanz.com/ (Klaus Martin Fink in Stuttgart), http://www.volkstanz.ch (Martin Vogt) und http://www.fff.at (Roland Bauer), alle im Internet präsenten Volkstanzseiten mit Inhalt und Gewicht. Die längste diesbezügliche Erfahrung hat eben Roland Bauer, der einer der ersten überhaupt im deutschsprachigen Raum war. Hinzuzufügen ist, daß alle Genannten das mehr oder weniger in Eigenregie tun und teils beträchtliche Zeit und Mittel in ihre Internetpräsenz stecken.

Die ungefähr 1.000 Zuschriften seit Jänner 1997 alleine bei meiner Homepage sprechen doch für sich. Mit dem Internet hat sich ebenso eine Demokratisierung des Wissens und der Information ergeben. War es zwar sehr schön zu wissen, daß es eine Tanzbeschreibung zum z.B. Ausseer Steirischen gibt und vielleicht sogar eine Videoaufzeichnung, aber die Bezugsadresse hatte man schon nicht mehr, und selbst wenn, antwortete manchmal die genannte Adresse gar nicht. Jetzt lädt man sich die Materialien dazu aus dem Internet und hat sie sofort zur Verfügung.

The Sound of Music

Die häufigste und anfänglich nervtötendste Frage aber kam zum Tanz "The Ländler", den man aus dem Film "The Sound of Music" (deutsch: Meine Lieder, meine Träume) kennt. Dieser Film ist in Österreich fast völlig unbekannt, in Japan, Nordamerika und Australien ist der Film aber schlichtweg der Werbefilm für Österreich. Wer einmal erlebt hat, wie Touristen auf ihrem Salzburg-Aufenthalt die Sound-of-Music-Tour mitmachen, alle Lieder aus dem Film auswendig mitsingen können und am liebsten auch noch den Ländler tanzen würden, ja wenn sie die Tanzbeschreibung hätten. Ich habe den Film zu Hause und da gibt es tatsächlich einen ca. 1,5 Minuten langen Ausschnitt eines "Ländlers", eines Gemisches aus Ballett und Volkstanzelementen. Leider sieht man nicht den ganzen Tanz in all seiner "Schönheit", sonst hätte ich ihn längst niedergeschrieben, auch wenn er choreographiert ist. Wie Roland Bauer, der Betreiber der Homepage "Austrian Folkdancing" einmal zu mir sagte: "...das was wir wirklich brauchen ist eine Tanzbeschreibung dieses Ländlers..." - und dazu kann ich ihm nur zustimmen.

Technische Details zu Volkstanz.at

Abschließend noch ein paar technische Details zur Homepage: Bis dato sind 62 von 100 Megabyte belegt, wobei mit hoher Wahrscheinlichkeit bis Ende des Jahres 100 MB mit Inhalten belegt sein wird.

Der Host ist eine kanadische Firma in Vancouver (Westküste Kanadas) und kostet momentan US$ 19,95 pro Monat. Die Reservierung der Domain https://www.volkstanz.at kostet für zwei Jahre US$ 70,- Insgesamt stehen mit diesem Paket 30 Email-Adressen zur Verfügung, 2 Maillinglisten, Datenbank-Unterstützung (für interaktive Inhalte wie bei Gstanzln.com) und die Programmiertechnologie Active Server Pages (ein BASIC-Dialekt), HTML, DHTML, Javascript, Java,...

Ebenso gibt es die Möglichkeit Teilbereiche für die getrennte Verwaltung (z.B. durch Landes-ARGEs) zur Verfügung zu stellen., ebenso wie es möglich ist, durch Untergliederung der Domain-Struktur eine durchgehende Gliederung zu erstellen, also z.B. http://www.salzburg.volkstanz.at oder entsprechend http://www.steiermark.volkstanz.at.

All diese genannten Dienste sind teilweise im Kostenpaket integriert, andere gesondert zahlungspflichtig.

Vorschläge

Mein Vorschläge unterteilen sich in zwei Abschnitte. Einerseits in einen eher kurzen allgemeinen Teil und in einen viel längeren Abschnitt über eine mögliche Internet-Strategie (der BAG) zum Thema Volkstanz, mit dem ich mich seit längerer Zeit intensiv beschäftige, nicht zuletzt, da ich diese Homepage schon eine Weile betreibe und Ideen sammle.

Allgemeines

Volkstanz.at - Homepage

Literatur

[1] Wolfram, Richard: Die Volkstänze in Österreich und verwandte Tänze in Europa; - Salzburg: Otto Müller 1951

[2] Falkner, Hans-Peter: 1234 Gstanzln; - Weitra: Bibliothek der Provinz 1997

16. April 2001

Volkstanz- & MIDI-Archive
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