Aberseer Schleuniger: Unterschied zwischen den Versionen

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Historische Aufnahme. Nach dem Ischler Landler wird hier der dem [[Aberseer Schleuniger|Aberseer Schleunigen]] ähnliche [[Ischler Schleuniger|Ischler Schleunige]] getanzt
  
 
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Version vom 22. Juni 2016, 09:52 Uhr

Schleuniger aus Zinkenbach am Abersee/Flachgau, Salzburg

Ausgangsstellung

Mehrpaartanz im Kreis, Tänzerin zur Rechten des Tänzers, beide mit der Front in Tanzrichtung.

Fassung

Die inneren Hände sind gefasst; bei gebeugten Ellbogen hält der Tänzer den Unterarm der Tänzerin mit seinem leicht an sich gepresst, so dass sie bei gefassten Händen bei ihm eingehängt ist. Die Linke jedes Tänzers ruht auf der linken Schulter des Voerdermannes, nur zwischen dem Vortänzer und dem vor ihm befindlichen Tänzer besteht diese Verbindung nicht, hier ist der Kreis offen.

Schrittart

Mit jedem Takt 1 Schritt, bei dem die Ferse des Spielbeines gegen das Gesäß hochgeführt wird, wobei die Sohle des Standbeines an den Boden gebunden bleibt, doch im Kniegelenk gefedert wird. Das "Anfersen" wird von den Tänzerinnen nur angedeutet.

Tanzbeschreibung

Aufführen

16 bis 32 Takte, immer 8 Takte mit, 8 Takte ohne Gesang

Mit den äußeren Füßen beginnend, bewegen sich die Paare in Tanzrichtung vorwärts; mit dem letzten Takt gelangen die Tänzerinnen durch eine halbe Innendrehung zu entgegengesetzter Frontstellung.

Aufsitzen

8 Takt mit Gesang

Die nun inneren Hände werden gefasst. Die Tänzer nach rückwärts, die Tänzerinnen vorwärts ausschreitend, bewegen sich alle gegen die Tanzrichtung weiter, wobei mit folgendem Gstanzl die nächste Figur angekündigt wird:

A Sprung über's Gasserl, an Juchizer drauf.
Bist a lustiga Teifelsbua, dir mach i auf.

Mit dem 8. Takt tritt jeder Tänzer näher an die Tänzerin heran, wobei er kräftig aufstampft und auf diesem rechten Standbein durch enie Achtel-Linksdrehung zur Schrägstellung gelangt. Schwungholend hat er dabei das gebeugte linke Spielbein, Knie an Knie, an das Standbein herangezogen und schleudert, sich dabei von rechts abstoßend, das sich streckende linke Bein in Sprungrichtung vor ...

Z'sammspringen

8 Takte

Mit dem 1. Takt kommt jeder Tänzer in Schrittlänge schräg gegen die Kreismitte zu stampfend auf beiden Füßen nieder, macht mit dem 2. Takt rechts einen Schritt auf den Absprungplatz zurück, wobei er wieder das linke Spielbein gebeugt heranzieht, um es dann schwunggebend vorzuschleudern u.s.f.

Es erfolgen also mit dem 1., 3., 5. und 7. Takt beidbeinig stampfende Niedersprünge, mit dem 2., 4., 6. und 8. Takt 1 Schritt rechts auf den Ausgangsplatz zurück. Die Fassung mit der an Ort verbleibenden Tänzerin wird beibehalten. Mit dem letzten Schritt im 8. Takt kommt der Tänzer durch eine Achtel-Rechtsdrehung auf dem rechten Fuß zur rechtsschultrigen Nebeneinanderstellung mit der Tänzerin, alle Fassungen werden gelöst.

Umidreher

16 Takte

Geschlossene Rundtanzfassung. Heftig kreisend, bewegt sich jedes Paar, am Ort verbeleibend, mit dem Uhrzeiger um den gemeinsamen Mittelpunkt, wobei mit jedem Takt ein Hüpfschritt erfolgt, bei dem das Knie des jeweiligen Spielbeines, bei der Tänzerin nur mäßig, beim Tänzer so hoch gegen die Brust angehoben wird, dass Ober- und Unterschenkel einen rechten Winkel bilden.

Mit dem vorletzten Takt wird die Fassung gelöst. Jeder Tänzer, Front der Kreismitte zugekehrt, stößt sich vom linken Bein ab und kommt mit dem letzten Takt stampfend auf beide Füße nieder (Schlusssprung):

Singen und Paschen

64 Takte

Die Tänzerinnen, immer je zwei mit geschlossener Rundtanzfassung, bewegen sich paarweise mit dem Uhrzeiger drehend, mit drei kleinen Schritten pro Takt im Außenkreis in Tanzrichtung herum. Bei einer ungeraden Zahl werden keine Paare gebildet, mit nur einem Schritt pro Takt dreht jede Tänzerin allein in Tanzrichtung vorwärts.

Für die Tänzer erfolgen:

8 Takte Singen (= Ansingen zum Paschen)
8 Takte Paschen
8 Takte Singen
8 Takte Paschen
8 Takte Singen
24 Takte Paschen (= Durchipaschen)

Beim 1. Singen

Buam, stellt's enkh z'samm im Kroas, i sag enkh, was i woaß,
kennt's enkh a Pfeiferl an, wer raukha kann.

Beim 2. Singen

Schmeiß i mein Huat in Bach, schwimm eam glei söiber nach,
weu mi mei alter Schatz a neamma mag.

Dabei nimmt der eine oder andere seinen Hut vom Kopf und wirft ihn vor seine Füße, mit der 4. Zeile wird er aufgehoben und wieder aufgesetzt.

Sollten die Musikanten in ein zu rasches Tempo geraten sein, werden sie durch folgendes Gstanzl darauf aufmerksam gemacht:

Lost's nur grad d'Musi an, wia s' musiziern.
I muaß selbm drüba lacha, mei herschz tuat si rührn.

Beim 3. Singen

Wo is denn mei Diandl, wo is denn mei Schatz?
Auf'n Bergl steht s' drobm und a Almhütterl hat s'.

oder

Wann i mein Huat aufsetz, dann is mei Haupt b'deckt.
Wann i an Schnackler tua, is mei Schatz g'weckt.

Paschen

Festgelegt ist meist nur das Klatschen des Vor- und Zuhipaschers, diese beiden Pascharten werden in zwei gleich starken Gruppen vom überwiegenden Teil der Tänzer ausgeführt.

Die Vorpascher klatschen jedes 1., 3. und 5. Achtel
Die Zuhipascher klatschen jedes 2., 4. und 6. Achtel

Einige wenige Tänzer paschen frei, d.h. sie haben sich innerhalb gewisser Regeln auf einen bestimmten Rhythmus festgelegt, so dass man in ein- und demselben Ort je nach Zusammensetzung der Tänzergruppe verschiedenen Paschrhythmen findet. Aber nicht alle diese Pascharten müssen vertreten sein.

Der Doppler klatscht jedes 2., 4., 5. und 6. Achtel
oder jedes 1., 2. 4. und 6. Achtel
Der Dritterer schlägt in den Dreiertakt einen Zweierrhythmus (Duole)
Der Sexterer schmückt diesen Zweierrhythmus aus.

Beim 1. Mal Paschen

Im 8. Takt wird nur das 1. Achtel geklatscht. Mitunter paschen in dieser 8-taktigen Periode alle Tänzer den Part der Vor- und Zuhipascher. Doppler, Dritterer und Sexterer treten erst ab dem 2. Mal Paschen in Aktion.

Beim 2. Mal Paschen

Alle Paschgruppen sind vertreten, doch oft klatschen dann die Zuhipascher "a(b)'gsetzt", d.H. sie schieben Pausen ein, indem sie z.B. nur jedes 2. Achtel eines Taktes klatschen. Auch hier wird im 8. Takt von allen mit dem 1. Achtel geschlossen.

Beim 3. Mal Paschen

Die ersten 8 Takte werden von allen vorhandenen Paschgrupppen bestritten, der 8. Takt erhält nur einen Schlag auf das 1. Achtel.

Die nächsten 16 Takte werden von einer Hälfte der Tänzer als Vorpascher und der anderen Hälfte als Zuhipascher geklatscht, die anderen Pascharten entfallen also. Und zwar pascht man die ersten 8 Takte "hohl", d.h. mit gewölben Handrücken, was einen dumpfen und leiseren Schall ergibt, sodann langsam aufhellend die nächsten Takte wieder mit ganzer Handfläche gegen Handfläche, und besonders laut. "Haut's zua!" ermuntert der Vortänzer seine Partner. In dieser 16-taktigen Periode wird der 8. Takt gleichwertig mit den vorhergehenden Takten geklatscht.

Mit Schluss des Paschens muss jede Tänzerin mühelos bei ihrem Partner angelangt sein.

Nun folgt entweder:

Umidreher (= 4. Figur)

oder
Aufsitzen und Z'sammspringen (= 2. und 3. Figur)

Gegen Schluss der vorhergehenden Figur sagt der Vortänzer an: "A(n)hänka zum Schneckn!", worauf alle Fassungen gelöst werden und sich die Tänzerinnen rasch, wie die Tänzer mit der Front in die Tanzrichtung, hinter ihren Partneren zu einem einfachen Flankenkreis einreihen. Die Hände werden durchgefasst, doch nicht zwischen dem Vortänzer und der vor ihm befindlichen Tänzerin. Jeder Tänzer legt bei gebeugtem rechten Ellbogen seine Rechte mit der gefassten Linken seiner Partnerin auf seinen Rücken, die anderen Arme bleiben gestreckt. Alle Oberkörper sind etwas nach außen gedreht.

Schnecken-Eindrehen

Taktanzahl nach Belieben

Um für die Schnecke mehr Raum zu gewinnen, führt der Vortänzer die Kette erst ein wenig in Tanzrichtung vorwärts und biegt sodann nach rechts außen - oft in Harnadelkurven - gegen den Rand des Tanzplatzes ab. Nun führt er mit dem Uhrzeiger in einer Spirale gegen den Mittelpunkt zu und dreht die Schnecke so eng als möglich ein.

Sobald er im Mittelpunkt angelangt ist, vollführt er eine halbe Linksdfrehung und löst die Schnecke im Gegenzug auf, zieht schließlich unter dem durch die hochgehaltenen Hände des letzten Paares gebildeten Tor durch und wendet wieder in die Tanzrichtung.

Beim Eindrehen der Schnecke wird jede zweite 8-Takt-Folge von den Tänzern gesungen. Das anfängliche Gehen mit Anfersen steigert sich allmählich zu verhaltenen Hüpfschritten.

Auslaufen

Taktanzahl nach Bedarf, außerhalb des Tanzraumes ohne Musik. Wenn die Tänzer im Tanzsaal auftauchen, setzt die Musik wieder ein.

Mit Hüpfschritten führt der Vortänzer die Kette beliebige Wege durch den Tanzraum, durchs Vorhaus, durch Küche und andere Räume, nach Lust und Laune ins Freie hinaus, wobei er mitunter den Weg durch ein Fenster nimmt, um das Haus herum, ja manchmal sogar durch einen Teil des Ortes.

Seitdem aber vor einigen Jahren das letzte Mädchen der Kette von einem Auto erfasst und tödlich verunglückte, ist das Auslaufen durch den Ort polizeilich verboten.

Wieder in den Tanzraum zurückkehrend, führt er die Kette in Tanzrichtung zu einem Kreis. Mit der Front zur Kreismitte springen auf den vorletzten Takt einer 8-taktigen Periode alle Tänzer ab und kommen beidbeinig stampfend zu einem Stirnkreis zusammen.

Singen und Paschen (= 5. Figur)

Meist aber entfallen das Singen und das erste und zweite achttaktige Paschen und nur das dritte Paschen (= 24 Takte) wird durchgeführt.

Umidreher (= 4. Figur)

Es ist aber auch üblich, nach der 9. Figur (= Singen und Paschen) Figur 2 (= Aufsitzen), sodann Figur 3 (= Z'sammspringen) und dann erst als Abschluss Figur 10 (= Umidreher) zu tanzen.

Paschrhythmen

  • Hier sehen sie die diversen Paschrhythmen.

Quellen

Liedtexte

Auf der Seite "Landlergstanzln" sind weitere Gstanzln zu diesem Tanz angeführt.

Noten

Aberseer Schleuniger, Immaterielles Kulturerbe in Österreich

Der „Schleunige“ – in alten Handschriften auch „Schleinige“ genannt – ist eine ausschließlich im Salzkammergut verbreitete Spiel- und Tanzform. Eine spezielle regionale Variante des Schleunigen findet man rund um den Wolfgangsee (Abersee), also in Abersee, Strobl, St. Wolfgang und St. Gilgen. Mit einer Dauer von zehn bis zwölf Minuten ist der Aberseer Schleunige ein sehr langer und komplexer Tanz, was sich sowohl vokal, instrumental wie auch choreographisch äußert. Das markante rhythmische Element des Schleunigen besteht neben Stampfschritten und Sprüngen der Tänzer vor allem im gemeinschaftlichen Paschen (Klatschen) im Mittelteil des Tanzes. Im Gebiet um den Wolfgangsee wird der „Schleunige“ meist bei Hochzeiten gespielt und getanzt. Je nach Hochzeitsgästen und Vortänzer gestaltet sich der Tanzablauf individuell, wobei aber das Grundgerüst des Tanzes (Einspringen, Kettenform, Gesang und Paschen) unverändert beibehalten wird.

Der Schleunige ist vermutlich die im Salzkammergut älteste bekannte Spiel- und Tanzform. Er wird als Kreis- und Kettentanz bei Hochzeiten sowie bei Schützengesellschaften und Tanzveranstaltungen gespielt, gesungen und getanzt. Die Musik wird heute vorwiegend mit der diatonischen Harmonika bestritten, zu der sich verschiedene Begleitinstrumente gesellen können. Die traditionelle Besetzung besteht allerdings aus zwei Geigen und „Bassettl“ (kleine Bassgeige) oder den regionalspezifischen „Seitlpfeifen“ (klappenlose Querflöten). Als „Aberseer Schleunige“ fand der Tanz erstmals 1933 in einem Aufsatz Erwähnung, dessen Beschreibung im Wesentlichen der derzeitigen Praxis entspricht. Der Name „Schleuniger“ rührt vom äußerst raschen Tempo der Musik. Eine weitere Bezeichnung für diese Tanzform ist „Pfannhauserisch“, diese bezieht sich auf die im Salzbergbau beschäftigten Sudpfannen-Arbeiter („Pfannhauser“), welche den Tanz in den weniger arbeitsintensiven Wintermonaten auf regelrechten Tourneen auch außerhalb des Salzkammerguts vorgeführt und damit ihren Lebensunterhalt etwas aufgebessert haben. Der ebenso gebräuchliche Name „Wadlschindta“ (Wadenschinder) bezieht sich auf die in manchen Varianten vorgesehenen anstrengenden rhythmisierten Stampfschritte der Tänzer. Der Schleunige stellt im Ablauf eines Schützenfestes oder einer Tanzveranstaltung einen gewissen Höhepunkt dar, wobei speziell im Wolfgangseegebiet der „Aberseer Schleuniger“ heute noch als Hochzeitstanz eine besondere Funktion besitzt.

(Österreichische Unesco-Kommission)

Das Rätsel des Schleunigen

Kastner, Otfried: Das Rätsel des "Schleunigen". In: Oberösterreichische Heimatblätter. 1978.

Unter diesem Titel ist im Internet ein PDF abrufbar, das historische Wurzeln der Schleunigen-Tanzfiguren angibt.

Video

Auf (Österreichische Unesco-Kommission) ist ein Video abrufbar.

Historische Aufnahme. Nach dem Ischler Landler wird hier der dem Aberseer Schleunigen ähnliche Ischler Schleunige getanzt