Kategorie:Polka-Mazurka

Aus Dancilla Wiki
Zur Navigation springenZur Suche springen

Polka-Mazurka ist eine verbreitete Bezeichnung für einfache Einzel-Paartanz-Mazurka-Varianten, die unter vielen Namen und in vielen Variationen Eingang in die lokalen Volkstanztraditionen gefunden haben, seit Mazurka im 19. Jahrhundert europaweite Verbreitung als Gesellschaftstanz erfuhr. In der Volkstanzforschung wird für sie auch der Name Warschauer benutzt, so von Anne Goldschmidt.

Die große Vielfalt der Aufzeichnungen aus stilistisch unterschiedlichen Traditionen können als Varianten von wenigen Grundformen erfasst werden, Grundformen zusammengesetzt aus Abfolgen von Schritten und Raumwegen. Einige wichtige dieser Grundformen und einige ihrer Variationen sind hier zusammengefasst. Je nach der Tradition und dem Stil, in dem man sie tanzt, werden sie sehr unterschiedlich empfunden.

Neben den hier dargestellten gibt es noch eine Vielzahl von Tänzen mit Mazurka-Schritten und zu Mazurka-Melodien, diese sind in der Kategorie Mazurka zu finden, sowie Tänze die zwar Mazurka heißen, aber keines dieser Merkmale aufweisen, etwa die Masolka, aber auch Tänze zu Melodien, die Mazurka heißen, aber keine Merkmale der Mazurkamelodien aufweisen.

Einschrittige Mazurka, Grundform

  • Takt 1 1 mal Mazurkaschritt
  • Takt 2 1 mal 3 Schritte
  • Takt 3 - 4 wie Takt 1 - 2 , jedoch mit dem anderen Fuß beginnend

„Dieser ‚einschrittige Warschauer‘ hat die Form der sogenannten Polka-Mazurka, wie sie früher auch im Gesellschaftstanz der Stadt üblich war.“ schreibt Anne Goldschmidt in der Beschreibung dieses Tanzes unter "Einschrittiger Warschauer" in ihrem Handbuch des deutschen Volkstanzes. Aus Todtnau im Wiesental im Schwarzwald kommt eine weitere Aufzeichnung, nach der für folgendes Video getanzt wurde:

Aus AG Sing-Tanz-Spiel: Unsere Tänze

Weitere Aufzeichnungen gibt es zum Beispiel aus Samatan in der Gascogne.

Neben den sich aus den verschiedenen individuellen und kollektiven Stilen ergebenden Variationen der Grundform, etwa die Mazurkaschritt-Ausführung oder das Federn betreffend, gibt es auch aufgezeichnete Variationen, etwa das Hüpfen aller Schritte bis hin zum Ersetzen der 3 Schritte durch 3 Hüpfer auf dem selben Bein, dokumentiert in den Aufzeichnungen aus der Veitsch (Steiermark), aus der Stadt Salzburg und Elixhausen. Eine Aufzeichnung dieser Variation, bei der die Tanzenden mit dem anderen Bein als bei den vorherigen Aufzeichnungen beginnen, gibt es aus Klosterneuburg.

Eine Aufzeichnung aus Hinteranger, Gem. Schwarzenberg (Oberösterreich) belegt eine Variation, bei der zuerst 3 Schritte und erst dann ein Schritt getanzt wird, der dem Mazurkaschritt entspricht: die Gewichtsverlagerungen werden dabei aber auf den ersten und dritten Schlag des Taktes der Musik getanzt.

Zweischrittige Mazurka, Grundform

Ein Beleg für diese Grundform sind etwa die Aufzeichnungen aus dem Passeiertal (Südtirol) und Oberfranken, dort mit Kreuzhandfassung. Diese Aufzeichnung enthält nach der Grundform noch zwei Variationen mit anderen Figuren.

"Warschauer-Figur"

Eine besondere Schrittfolge ist die "Warschauer-Figur", wie sie Goldschmidt nennt. Sie ist immer Teil einer längeren Figur und erschafft diese auch selbst, weil sie zu einem Wechsel des Fußes führt:

Zweischrittige Mazurka mit Warschauer-Figur

  • Takt 1 - 2 2 mal Mazurkaschritt
  • Takt 3 - 4 1 mal "Warschauer-Figur"

Die Aufzeichnung aus Tirol (1935) zeigt diese Grundform. Bei den folgenden Aufzeichnungen wird die Grundform nach einigen Wiederholungen - eine weitere Variationsmöglichkeit - mit einem Rundtanz abgewechselt, Rundtanz in Wirbelfassung rechts und links bei der Aufzeichnung aus Urach, Walzer bei den Aufzeichnungen aus Tragöß und Admont (beides Steiermark).

Anstelle des Aufstampfens oder Tupftrittes der Warschauer-Figur kann als Variante auch ein Mazurka-Schritt getanzt werden. Die Zweischrittige Mazurka mit Warschauer-Figur und ihre Variation mit Mazurka-Schritt sind sich in der Praxis oft sehr nahe: ein Aufstampfen, das versehentlich belastet wird und mit anschließendem Schritt wieder korrigiert, gleicht dem Mazurkaschritt: ein Ausgangspunkt für die Bildung von Varianten.

Belege für diese Variation sind etwa die Aufzeichnungen aus Urach, dem Württembergischen Franken oder Todtnau im Wiesental im Schwarzwald, nach der für folgendes Video getanzt wurde:

Aus AG Sing-Tanz-Spiel: Unsere Tänze

Eine bedeutende weitere Variation ergibt sich, wenn diese Variante mit einem anderen Bezug zum Melodiebogen getanzt wird, praktisch der Takt 4 als Takt 1:

Variante: Dreischrittige Mazurka

  • Takt 1 - 3 3 mal Mazurkaschritt
  • Takt 4 1 mal 3 Schritte
  • Takt 5 - 8 wie Takt 1 - 4, jedoch mit dem anderen Fuß beginnend

Belege für diese Variante sind etwa die Aufzeichnungen aus Gaschurn (1936) und dem Württembergischen Franken oder Todtnau im Wiesental im Schwarzwald, nach der für folgendes Video getanzt wurde:

Aus AG Sing-Tanz-Spiel: Unsere Tänze

Abwechslung durch Abwechseln der Grundformen

Freies Wechseln zwischen Grundformen

In der Tanzbeschreibung aus Todtnau im Wiesental schreibt der Aufzeichner, dass die drei Formen (Einschrittige Mazurka, Zweischrittige Mazurka mit Warschauer-Figur - Variante mit Mazurkaschritt und die Variante "Dreischrittige Mazurka") in freier Folge abwechselnd getanzt werden.

Regelmäßiges Wechseln zwischen Grundformen

Abwechslung von einschrittiger Mazurka und "Warschauer-Figur"

Die regelmäßige Abwechslung von 2 Takten einschrittiger Mazurka und "Warschauer-Figur" zeigt eine Aufzeichnung aus dem Bregenzerwald.

Abwechslung von Zweischrittige Mazurka mit Warschauer-Figur' und Warschauer-Figur

Aufzeichnungen mit 2 mal Zweischrittige Mazurka mit Warschauer-Figur und 4 mal "Warschauer-Figur" gibt es aus Ruhpolding, in Rheinländerfassung und als Wechseltanz in der Volkstanz-Choreografie "Varsovienne Jan Bidewitt", und hier mit der Abfolge 2 mal Zweischrittige Mazurka mit Warschauer-Figur, 2 mal "Warschauer-Figur", 1 mal Zweischrittige Mazurka mit Warschauer-Figur.


  • 8 Takte 2 mal Zweischrittige Mazurka mit Warschauer-Figur
  • 4 Takte 1 mal Einschrittige Mazurka, durchgehüpft
  • 4 Takte 1 mal Zweischrittige Mazurka mit Warschauer-Figur
  • 4 Takte 1 mal Einschrittige Mazurka, durchgehüpft
  • 4 Takte 1 mal Zweischrittige Mazurka mit Warschauer-Figur

Belegt als Choreografie "Masur aus Weyer" von Caroline Horak.

Ergänzende Figuren

eine Darstellung der Grundformen und ihrer Variationsmöglichkeiten wäre nicht vollständig, ohne darauf zu verweisen, dass auch viele Kombinationen mit mit einer Vielzahl von weiteren Tanzelementen belegt sind, so die Kombination mit kurzen oder längeren Rundtanzpassagen, Armverschlingungs-Figuren oder anderem, zum Beispiel dos à dos. Eine kleine Auswahl einfacher und regelmässigen Variationen dieser Art folgt. Viele der weiteren komplexeren aufgezeichneten Mazurka-Tänze sind ebensolche, allerdings längere Variationsreihen.

Eine Aufzeichnung aus Oberfranken (mit Kreuzhandfassung) enthält nach der Grundform noch zwei Variationen zu Takt 3 - 4, und zwar Dos á Dos oder zweimaliges Ausdrehen beider Tanzpartner ohne Fassung.

Variationen mit einschrittiger Mazurka

  • 4 Takte Einschrittige Mazurka
  • 2 Takte 2 mal 3 Schritte (Rundtanz)
  • 2 Takte 1 mal Warschauer-Figur

Aufzeichnungen dieser Art gibt es beispielsweise aus Saalbach.

  • 8 Takte 2 mal Zweischrittige Mazurka mit Warschauer-Figur
  • 4 Takte 2 mal Warschauer-Figur
  • 4 Takte 2 mal 3 Schritte (Rundtanz)

Aufzeichnungen dieser Variante gibt es - mit Rechtswalzer - aus Bleiburg (1975) (Kärnten) und - in einer Variation bei der die Mazurkaschritte durch Tupftritte ersetzt sind und mit Linkswalzer ergänzt - aus dem Fersental (Trentino).

Eine gleichartige Aufzeichnung - mit normalen Mazurkaschritten und in Doppelter Länge: mit 4 mal Zweischrittige Mazurka mit Warschauer-Figur 4 mal "Warschauer-Figur" und ergänzenden 4 Takten Rundtanz gibt es aus dem Iseltal in Osttirol.

  • 8 Takte 1 mal Dreischrittige Mazurka
  • 4 Takte 2 mal Warschauer-Figur
  • 4 Takte ergänzende Schritte

Aufzeichnungen dieser Art gibt es beispielsweise aus Hall bei Admont.

  • 8 Takte Dreischrittige Mazurka
  • 4 Takte Einschrittige Mazurka
  • 4 Takte ergänzende Schritte

Die Aufzeichnung aus St. Gallenkirch (1966) ergänzt mit Dreischrittiger Mazurka, eine Aufzeichnung aus Schönbach (Niederösterreich) die sehr einfach gehaltene Schritte zeigt, ergänzt mit ebenso vereinfachter einschrittiger Mazurka, die ebenso einfach gehaltenen Aufzeichnungen aus Petzenkirchen (Niederösterreich) und aus dem Schönhengster Land (Mähren) ergänzen mit Walzer.

Eine Variante mit 4 Warschauer-Figuren am Anfang, 2 mal Zweischrittige Mazurka mit Warschauer-Figur und 16 Takten Walzer zeigen diese "Varsovienne"-Tanzbeschreibung und diese Varsovienne Videos.

  • 8 Takte 8 mal 3 Schritte
  • 8 Takte' 2 mal Zweischrittige Mazurka mit Warschauer-Figur
  • 4 Takte 4 mal 3 Schritte

Aufgezeichnet in Württemberg (1935).

Variationen der Zweischrittigen Mazurka mit Wicklerfiguren

Die Choreografie Handy Mazur, von den Teilnehmern der Volkstanzwoche der Kärntner Landjugend Ehrental 2004 gestaltet, besteht im ersten Teil aus 2 Variationen dieser Grundform mit Wicklerfiguren: hier werden während der 2 mal 3 Schritte der Takte 3 - 4 nacheinander Tänzerin ausdrehen, Tänzer ausdrehen, Tänzerin aus- und eindrehen getanzt (der 2. Teil besteht aus einer weiteren Wicklerfigur).

Die Variation der zweischrittigen Mazurka durch ihre Abwechslung mit Armschwingen und Ausdrehen - in der Art des Haxenschmeißers - ist in Penzberg (Tänzerin ausdrehen) belegt, eine gleichartige Variation, Abwechslung zwischen Armschwingen mit Ausdrehen und Zweischrittiger Mazurka - zeigt eine Volkstanz-Choreographie aus Schleswig-Holstein, hier allerdings mit Ausdrehen beider Tanzpartner ohne Fassung. In einer Aufzeichnung einer Variante aus dem Odenwald tritt an die Stelle des Ausdrehens das weiterreichen des Tanzpartners.

Ein weitere Warschauer-Variante, mit 4 mal Zweischrittige Mazurka mit Warschauer-Figur, 12 Takten Walzer und 2 mal Armschwingen und Tänzerin-Ausdrehen zeigt dieses Beispiel aus dem Elsass.

Variante als Partnerwechseltanz

Odenwälder Schnicker, Varsovienne Jan Bidewitt (in Rheinländerfassung)