Puchberger Schottisch: Unterschied zwischen den Versionen

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Diese Art stammt aus der Volkstanzpflege, möglicherweise durch Herbert Lager angeregt oder verbreitet. Ursprünglich wurden die Formen C und A gleichzeitig, nebeneinander getanzt, so sah es Herbert Lager 1933. Die Form C tanzten hauptsächlich die älteren Tänzer, mit und ohne Handfassung, die Form A tanzten eher die jüngeren Tänzer.
 
Diese Art stammt aus der Volkstanzpflege, möglicherweise durch Herbert Lager angeregt oder verbreitet. Ursprünglich wurden die Formen C und A gleichzeitig, nebeneinander getanzt, so sah es Herbert Lager 1933. Die Form C tanzten hauptsächlich die älteren Tänzer, mit und ohne Handfassung, die Form A tanzten eher die jüngeren Tänzer.
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Herbert Lager schrieb dazu 1969:
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Dieser einfache, aus Puchberg am Schneeberg in Niederösterreich überlieferte Schottische, der in älterer Zeit in der unter „Alter Puchberger Schottisch“ beschriebenen Form getanzt wurde, während später die lebhaftere Form mit der Kreuzfassung das Übergewicht erhielt, verrät noch deutlich seine Herkunft vom städtischen Gesellschaftstanz des 19. Jahrhunderts. Der. Verfasser lernte beide Formen in den dreißiger Jahren anlässlich eines Tanzkurses, den er in Puchberg hielt, kennen, wo sie von Einheimischen noch gelegentlich bei Unterhaltungen getanzt wurden.
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Erstmals veröffentlicht wurde der Tanz 1958 in der Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft für Volkstumspflege in der Steiermark „Der Fröhliche Kreis“ durch den Tanzleiter der damaligen Puchberger Volkstanzgruppe, Hans Gschaider, der diesen Schottischen noch 1946 bei einem Bauernball bei älteren Einheimischen beobachten konnte. Die ältere Form, die, wie auch in unsere Beschreibung übernommen, mit Handfassung getanzt wurde, während' sie in der ursprünglichen Aufzeichnung ohne Fassung ausgeführt erschien, hat ihm der Bauer Wagner aus Reitzenberg, Gemeinde Puchberg, mitgeteilt. Dieser Gewährsmann hat gleichfalls erwähnt, dass man seinerzeit hauptsächlich diese ruhige Schottischform getanzt hat. Offensichtlich wurden beide Formen nebeneinander ausgeführt.
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In der Beschreibung der „jüngeren Form“ lässt Gschaider beide Tanzpartner mit dem rechten Fuß beginnen. Unsere Beschreibung hingegen folgt in Bezug auf dieses Ausschreiten nicht nur der allgemeinen Gepflogenheit des ungleichnamigen Ausschreitens der Tanzpartner, sondern auch der Ausführung nahverwandter Schottischformen aus dem nahen Burgenland, wie etwa [[Nickelsdorfer Schottisch]] oder [[Mattersburger Schottisch]] Aus ähnlichen Gründen wurde das Aufsetzen der Ferse schräg außen beim Tupftritt nicht übernommen, sondern dem für Österreich typischeren Ballen-Tupftritt der Vorzug gegeben. Es wäre allerdings möglich, dass die Stiefel der alten Puchberger Männertracht dieses Fersenaufsetzen begünstigt haben.
  
 
== Quellen ==
 
== Quellen ==
  
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* Aufzeichnung von Herbert Lager nach Mitteilung von Sepp Stickler, Bäcker in Puchberg, Herbst 1933.
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+ Raimund Zoder Volkstanz-Archiv A 1290 und Archiv des Österreichischen Volksliedwerkes, Wien-Niederösterreich, F 150
 
* Hans Gscheider, Puchberg, in der Zeitschrift "Der fröhliche Kreis", 1958
 
* Hans Gscheider, Puchberg, in der Zeitschrift "Der fröhliche Kreis", 1958
 
* [[Herbert Lager]]: [[Grundtanz|Österreichische Tänze, 2. Teil]]. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1969, S. 10-11.
 
* [[Herbert Lager]]: [[Grundtanz|Österreichische Tänze, 2. Teil]]. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1969, S. 10-11.
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* "[[Steirisch Tanzen (Steirische Tanzmappe)|Steirisch Tanzen]]", Volkstanzmappe [[Fritz Frank]], Arge Volkstanz Steiermark 2008
 
* "[[Steirisch Tanzen (Steirische Tanzmappe)|Steirisch Tanzen]]", Volkstanzmappe [[Fritz Frank]], Arge Volkstanz Steiermark 2008
 
* [[Volkstanzmappe A]]
 
* [[Volkstanzmappe A]]
* Ludwig Berghold u. Walter Deutsch: Volkstänze aus Niederösterreich, Bd. 1. Landesverband der Trachten- und Heimatvereine für Niederösterreich, Mödling 1975, S. 68-72, S. 101-102.
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* [[Volkstänze aus Niederösterreich]], Bd. 1, Ludwig Berghold und Walter Deutsch Landesverband der Trachten- und Heimatvereine für Niederösterreich, Mödling 1975, S. 68-72, S. 101-102.
 
* Tanzbeschreibungen zur CD-Reihe "[[taktvoll]]", Volkstänze aus Niederösterreich, erstellt von Franz Huber und Helene Oberradter, Volkskultur Niederösterreich.
 
* Tanzbeschreibungen zur CD-Reihe "[[taktvoll]]", Volkstänze aus Niederösterreich, erstellt von Franz Huber und Helene Oberradter, Volkskultur Niederösterreich.
 
* [[Die Gold'ne Brücke]]
 
* [[Die Gold'ne Brücke]]
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Version vom 8. November 2017, 11:27 Uhr

Puchberg am Schneeberg

Form A

Paare im Flankendoppelkreis, Rückenkreuzfassung.

Taenzer20.gif

Takt 1: Tänzer und Tänzerin springen beide (1. Viertel) mit dem rechten Bein vor und stellen das linke bei (2. Viertel). 3. und 4. Viertel Wiederholung vom 1. und 2. Viertel (gesprungener Nachstellschritt).

Takt 2: Schottischtupftritt: Das rechte Bein kreuzt vor dem Standbein und berührt mit der Spitze den Boden (1. Viertel), berührt sodann ungekreuzt vom Standbein aus schräg vor mit der Ferse den Boden (2. Viertel); das rechte Bein wird neben das Standbein gestellt (3. Viertel), und auf das 4. Viertel erfolgt eine Pause.

Takt 3: Das Tanzpaar bewegt sich mit vier Schritten um die gemeinsame Achse im Uhrzeigersinn (Tänzer beginnt mit dem rechten Bein vor und die Tänzerin mit dem rechten rückwärts).

Takt 4: Wiederholung von Takt 2.

Form B

Ausgangsstellung wie bei Form A.

Takt 1: Tänzer und Tänzerin springen mit dem äußeren Bein (Tänzer links, Tänzerin rechts) vor und stellen das Innenbein bei. Auf das 3. und 4. Viertel des Taktes erfolgt eine Wiederholung des gesprungenen Nachstellschrittes.

Takt 2: Schottischtupftritt: Das Spielbein ist das linke Bein des Tänzers und das rechte der Tänzerin. Das Spielbein kreuzt vor dem Standbein und berührt mit der Spitze den Boden (1. Viertel), vollführt sodann einen zweiten ungekreuzten Tupfschritt vom Standbein aus schräg vor (2. Viertel), das Spielbein wird unbelastet wieder neben das Standbein gestellt (3. Viertel), und auf das 4. Viertel erfolgt eine Pause.

Takt 3: Das Tanzpaar vollführt mit vier Schritten eine ganze Drehung um die gemeinsame Achse im Uhrzeigersinn. Tänzerin beginnt mit dem rechten Bein rückwärts und Tänzer mit dem linken vorwärts.

Takt 4: Wiederholung von Takt 2.

Form C

Paare im Stirndoppelkreis, Einhandfassung rechts.

Takt 1: Zwei seitliche Nachstellschritte in die Tanzrichtung. Der Tänzer beginnt links und die Tänzerin rechts.

Takt 2: Schottischtupftritt wie bei der Form B, nur dass die Tanzenden einander mit Einhandfassung gegenüberstehen.

Takt 3: Die Handfassung wird gelöst. Der Tänzer dreht sich einmal mit vier Schritten (links beginnend) gegen den Uhrzeigersinn, die Tänzerin einmal mit vier Schritten (rechts beginnend) im Uhrzeigersinn. Am Schluss wird die Einhandfassung mit den rechten Händen wieder eingenommen.

Takt 4: Wiederholung von Takt 2.

Hinweis

In der Volkstanzpflege werden üblicherweise abwechselnd zweimal die Form B und die Form C getanzt.

Diese Art stammt aus der Volkstanzpflege, möglicherweise durch Herbert Lager angeregt oder verbreitet. Ursprünglich wurden die Formen C und A gleichzeitig, nebeneinander getanzt, so sah es Herbert Lager 1933. Die Form C tanzten hauptsächlich die älteren Tänzer, mit und ohne Handfassung, die Form A tanzten eher die jüngeren Tänzer.

Herbert Lager schrieb dazu 1969:

Dieser einfache, aus Puchberg am Schneeberg in Niederösterreich überlieferte Schottische, der in älterer Zeit in der unter „Alter Puchberger Schottisch“ beschriebenen Form getanzt wurde, während später die lebhaftere Form mit der Kreuzfassung das Übergewicht erhielt, verrät noch deutlich seine Herkunft vom städtischen Gesellschaftstanz des 19. Jahrhunderts. Der. Verfasser lernte beide Formen in den dreißiger Jahren anlässlich eines Tanzkurses, den er in Puchberg hielt, kennen, wo sie von Einheimischen noch gelegentlich bei Unterhaltungen getanzt wurden.

Erstmals veröffentlicht wurde der Tanz 1958 in der Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft für Volkstumspflege in der Steiermark „Der Fröhliche Kreis“ durch den Tanzleiter der damaligen Puchberger Volkstanzgruppe, Hans Gschaider, der diesen Schottischen noch 1946 bei einem Bauernball bei älteren Einheimischen beobachten konnte. Die ältere Form, die, wie auch in unsere Beschreibung übernommen, mit Handfassung getanzt wurde, während' sie in der ursprünglichen Aufzeichnung ohne Fassung ausgeführt erschien, hat ihm der Bauer Wagner aus Reitzenberg, Gemeinde Puchberg, mitgeteilt. Dieser Gewährsmann hat gleichfalls erwähnt, dass man seinerzeit hauptsächlich diese ruhige Schottischform getanzt hat. Offensichtlich wurden beide Formen nebeneinander ausgeführt.

In der Beschreibung der „jüngeren Form“ lässt Gschaider beide Tanzpartner mit dem rechten Fuß beginnen. Unsere Beschreibung hingegen folgt in Bezug auf dieses Ausschreiten nicht nur der allgemeinen Gepflogenheit des ungleichnamigen Ausschreitens der Tanzpartner, sondern auch der Ausführung nahverwandter Schottischformen aus dem nahen Burgenland, wie etwa Nickelsdorfer Schottisch oder Mattersburger Schottisch Aus ähnlichen Gründen wurde das Aufsetzen der Ferse schräg außen beim Tupftritt nicht übernommen, sondern dem für Österreich typischeren Ballen-Tupftritt der Vorzug gegeben. Es wäre allerdings möglich, dass die Stiefel der alten Puchberger Männertracht dieses Fersenaufsetzen begünstigt haben.

Quellen

  • Aufzeichnung von Herbert Lager nach Mitteilung von Sepp Stickler, Bäcker in Puchberg, Herbst 1933.

+ Raimund Zoder Volkstanz-Archiv A 1290 und Archiv des Österreichischen Volksliedwerkes, Wien-Niederösterreich, F 150

CD

MP3-Datei

Hier ist eine MP3-Datei abrufbar.

Noten

Grundtanz

Der Tanz gehört zu den erweiterten Österreichischen Grundtänzen.

Videos

=== Tanzen mit Jugendlichen ===

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