Tampet: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Schwierigkeitsgrad]] für jugendliche Tänzer: lt. 3. Auflage II (K) '''mittelschwer''', lt. 4. Auflage I '''leicht'''.
 
[[Schwierigkeitsgrad]] für jugendliche Tänzer: lt. 3. Auflage II (K) '''mittelschwer''', lt. 4. Auflage I '''leicht'''.
  
== Zum Tanz ==
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Gesellschaftstanz des 18.Jahrhunderts, in ganz West- und Mitteleuropa bekannt und zum Teil noch immer als Eingang zu festlichen Bällen getanzt. Genaue Herkunft bis heute unbekannt trotz starker Legendenbildung.
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Herbert Lager schreibt: ''Tampetformen, in Norddeutschland "Tampeten" genannt, sind zu Dutzenden im norddeutschen Raum überliefert. Sie stellen bäuerliche Ausgestaltungen des gesellschaftlichen Kontratanzes des 18. und 19. Jahrhunderts das. Ihr Name geht auf das französische "tempȇte" (Ungewitter) zurück. Unsere Form stammt aus Thüringen. Auch in Wien wurde in der Biedermeierzeit Tempȇte getanzt. (Franz Reischl, Wien zur Biedermeierzeit, Wien 1921, S. 30).''
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Der Variantenreichtum bedarf einer eigenen ausführlichen Studie. Charakteristisch ist die Kolonnenaufstellung und die Progressionstour als Abschluss. Im 19. Jahrhundert war die Tampȇte der Begrüßungstanz, ''bei dem die Gastgeber nach und nach durch alle Reihen tanzten, bis alle mitmachten und am Ende wieder abtraten.''
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Das Verbreitungsgebiet reicht ''von der Mark Brandenburg über Mecklenburg, Pommern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Oldenburg, Lippe, Westfalen, Rheinland, Thüringen, Sachsen bis Hessen. Der südlichste Beleg ist '''Der Achte''' in Lothringen.
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Herbert Lager beschrieb als Erster in Österreich die ''Tampet'' 1958 für die [[Volkstanzmappe B]].
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Es wurden etliche Melodien zu diesem Tanz veröffentlicht. Die am weitesten verbreitete und auch hier angeführte Melodie wurde bereits 1802 bei Kattfuß veröffentlicht.
  
 
Name offenbar nach dem Shakespeare-Drama ''The Tempest'' (dt. ''Der Sturm''; 1611) bzw. der gleichnamigen Oper von Henry Purcell (1695, Autorschaft unsicher). Zwischen der Purcell-Oper und den ersten Aufzeichnungen liegen aber 100 Jahre, die bis heute nicht erklärt sind.
 
Name offenbar nach dem Shakespeare-Drama ''The Tempest'' (dt. ''Der Sturm''; 1611) bzw. der gleichnamigen Oper von Henry Purcell (1695, Autorschaft unsicher). Zwischen der Purcell-Oper und den ersten Aufzeichnungen liegen aber 100 Jahre, die bis heute nicht erklärt sind.
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* [[Schön goden Dag]], Herbert Oetke
 
* [[Schön goden Dag]], Herbert Oetke
 
* [[Schurt den Kedel ut]], Herbert Oetke
 
* [[Schurt den Kedel ut]], Herbert Oetke
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* PDF [[Alte niederdeutsche Volkstänze]], Margrit Vogt, Seite 62.
 
* Karl Haiding und Arthur Nowy, [[Tänze unserer Gemeinschaft]], 1937 im Auftrag der NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude", Wolfenbüttel.
 
* Karl Haiding und Arthur Nowy, [[Tänze unserer Gemeinschaft]], 1937 im Auftrag der NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude", Wolfenbüttel.
 
* Tempest (Wiltshire), auf: tanz EP 58203 (ENGLISH FOLK DANCES, Grünes Cover), B-Seite; Kögler-Verlag Stuttgart, Lizenzpressung der English Folk Dance and Song Society (EFDSS).
 
* Tempest (Wiltshire), auf: tanz EP 58203 (ENGLISH FOLK DANCES, Grünes Cover), B-Seite; Kögler-Verlag Stuttgart, Lizenzpressung der English Folk Dance and Song Society (EFDSS).
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* [[Allerweil ... danz'n]]
 
* [[Alte Tänze für junge Leute]]
 
* [[Alte Tänze für junge Leute]]
 
* [[CD Göös op de Deel|Göös op de Deel]] - 18 schleswig-holsteinische Heimattänze - LAG Tanz Schleswig-Holstein e.V.
 
* [[CD Göös op de Deel|Göös op de Deel]] - 18 schleswig-holsteinische Heimattänze - LAG Tanz Schleswig-Holstein e.V.
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*[https://www.volksmusik.cc/volkstanz/tampet.htm zweistimmige Noten mit Bassbezifferung]
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* [https://www.volksmusik.cc/volkstanz/tampet.htm 1. Melodie in zweistimmigen Noten mit Bassbezifferung]
*[https://www.volksmusik.cc/volkstanz/tampetgs.htm Griffschrift für Steirische Harmonika]
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* [https://www.volksmusik.cc/volkstanz/tampetgs.htm 1. Melodie in Griffschrift für Steirische Harmonika]
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* [https://www.volksmusik.cc/volkstanz/tampete.htm 2. Melodie in zweistimmigen Noten mit Bassbezifferung]
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* [https://www.volksmusik.cc/volkstanz/tampetegs.htm 2. Melodie in Griffschrift für Steirische Harmonika]
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* [https://www.volksmusik.cc/volkstanz/tampet3.htm 3. Melodie aus Westpriegnitz in zweistimmigen Noten mit Bassbezifferung]
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* [https://www.volksmusik.cc/volkstanz/tampet3gs.htm 3. Melodie aus Westpriegnitz in Griffschrift für Steirische Harmonika]
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* PDF [[Alte niederdeutsche Volkstänze]], Margrit Vogt
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* Im oben angegebenen Buch von Margrit Vogt, PDF, Seite 153, zweistimmige Noten mit Bassangabe.
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* Reinschrift von [http://www.folk-treff.de/quibuehl.htm Uwe Welp].
  
 
== Videos ==
 
== Videos ==

Version vom 1. April 2019, 17:53 Uhr

The Tempest, Tempȇte, La Tampête, Figaro

Ausgangsstellung

4 Paar-Tanz, je 2 Paare in einer Reihe stehen einander gegenüber, in einer Kolonne oder auf der Kreisbahn. Bei entsprechend großer Paaranzahl können die Paare auch einen Kreis bilden.

Tanzbeschreibung

1. Figur: Vierpaarkreis

A1: Takt 1-8: Die 4 Paare bilden mit Handfassung einen Stirnkreis, der sich mit 16 Gehschritten im Uhrzeiger bewegt.

A2: Takt 1-8: Umdrehen mit Hamburger Rückschritt, Vierpaarkreis gegen den Uhrzeiger, wobei sich der Kreis mit dem 7. Takt auflöst, die zwei Reihen gelangen wieder zur Gegenüberstellung.

2. Figur: Platzwechsel und Kreuztritt

B1: Takt 1-2: Die beiden nebeneinander stehenden Paare jeder Reihe wechseln mit 4 seitlichen Galoppsprüngen, das rechtsstehende Paare vorne vorbei, den Platz. Die Partner behalten dabei die inneren Hände in Brusthöhe gefasst.

Takt 3-4: Die nunmehr linken Paare kreuzen, die Bewegung des Heranziehens des rechten Beines im 4. Galoppschritt fortsetzend, rechts über links, und berühren mit dem Ballen das kreuzenden Fußes den Boden (Kreuztritt). Sodann erfolgt der Kreuztritt gegengleich, also Gewichtsübertragung auf rechtes Bein und Kreuzen links über rechts. Die nunmehr rechten Paare kreuzen sinngemäß zuerst links über rechts, sodann rechts über links.
Takt 5-8: Platzwechsel - das nunmehr rechts stehende Paar vorn vorbei - mit 4 seitlichen Galoppsprüngen zum Ausgangsplatz und sinngemäß gegengleiche Kreuztritte.

B2: Takt 1-8: Wiederholung des oben beschriebenen Platzwechsels.

3. Figur: Mühle

C1: Takt 1-8: Die in den beiden Reihen Außenstehenden fassen die rechte Hand des Gegenübers zur "Handtour" in Brusthöhe, während die 4 Innenstehenden zur rechtshändigen "Mühle" fassen. Die Mühle sowie die Handtouren kreisen im Uhrzeiger. (Bei der Mühle streckt jeder der Tanzenden den rechten Arm zur Mitte und fasst das Handgelenk des Vordermannes.)

C2: Takt 1-8: Alle wenden sich zueinander in die Gegenrichtung um, fassen mit den anderen Händen und kreisen gegengleich. Mit dem 7. Takt Auflösen der Fassung und Wiederherstellung der Gegenüberstellung der Reihen. Die Hände innerhalb der Reihen werden durchgefasst.

4. Figur: Verabschiedung und Platzwechsel

D: Takt 1-8: Beide Reihen gehen mit 4 kurzen Schritten aufeinander zu - Verabschiedung durch angedeutetes Kopfneigen - 4 Schritte wieder zurück und neuerlich vorwärts mit 8 Schritten - Fassung lösen und rechtsschultrig durch die bisherige Gegenreihe durch - zur nächsten entgegenkommenden Viererreihe.

Zur Ausführung

Wird der Tanz in Kolonne getanzt, so bleibt nach dem ersten, dann nach jedem zweiten Durchspiel an jedem Kolonnenende je eine Reihe übrig. Die beiden Paare einer überzähligen Reihe wenden, in offener Fassung gegen den Uhrzeiger um die gemeinsame Achse kreisend, zur Gegenrichtung herum und warten bis zum nächsten Durchspiel, das ihnen wieder eine neue Gegenreihe bringt. Durch dieses Wenden werden die früher in den Reihen Außenstehenden zu Innenstehenden.

Eine andere Variante ist, bei Takt 1-4 einen Halbkreis zu gehen und sich dann als Reihe aufzustellen. Dann tanzen alle auf gleicher Position weiter und für ungeübte Tänzer ist es leichter.

Schwierigkeitsgrad

Schwierigkeitsgrad für jugendliche Tänzer: lt. 3. Auflage II (K) mittelschwer, lt. 4. Auflage I leicht.

Zur Tanzherkunft

(Quelle Nicola Benz, Woher – Warum – Wohin?)

Herbert Lager schreibt: Tampetformen, in Norddeutschland "Tampeten" genannt, sind zu Dutzenden im norddeutschen Raum überliefert. Sie stellen bäuerliche Ausgestaltungen des gesellschaftlichen Kontratanzes des 18. und 19. Jahrhunderts das. Ihr Name geht auf das französische "tempȇte" (Ungewitter) zurück. Unsere Form stammt aus Thüringen. Auch in Wien wurde in der Biedermeierzeit Tempȇte getanzt. (Franz Reischl, Wien zur Biedermeierzeit, Wien 1921, S. 30).

Der Variantenreichtum bedarf einer eigenen ausführlichen Studie. Charakteristisch ist die Kolonnenaufstellung und die Progressionstour als Abschluss. Im 19. Jahrhundert war die Tampȇte der Begrüßungstanz, bei dem die Gastgeber nach und nach durch alle Reihen tanzten, bis alle mitmachten und am Ende wieder abtraten.

Das Verbreitungsgebiet reicht von der Mark Brandenburg über Mecklenburg, Pommern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Oldenburg, Lippe, Westfalen, Rheinland, Thüringen, Sachsen bis Hessen. Der südlichste Beleg ist Der Achte in Lothringen.

Herbert Lager beschrieb als Erster in Österreich die Tampet 1958 für die Volkstanzmappe B.

Es wurden etliche Melodien zu diesem Tanz veröffentlicht. Die am weitesten verbreitete und auch hier angeführte Melodie wurde bereits 1802 bei Kattfuß veröffentlicht.

Name offenbar nach dem Shakespeare-Drama The Tempest (dt. Der Sturm; 1611) bzw. der gleichnamigen Oper von Henry Purcell (1695, Autorschaft unsicher). Zwischen der Purcell-Oper und den ersten Aufzeichnungen liegen aber 100 Jahre, die bis heute nicht erklärt sind.

Quellen

MP3-Datei

  • Hier ist eine MP3-Datei von Dancilla abrufbar.

CD

Noten

Tampet2019.jpg
20a) Tampet.PNG

Videos

Tampete, Wiener Version

Deutsche Tanzliste

Dieser Tanz wurde im Jahr 2015 in die Tanzliste der Deutschen Gesellschaft für Volkstanz e.V. aufgenommen.

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